Die Schule in Bischofshagen

von
Heinrich Ottensmeier

 

 
 
     
 

 Aus ihrer 300-jährigen Geschichte
 Aus der Jubiläumsfestschrift „3oo Jahre Schule in Bischofshagen“ 1960
von Hauptlehrer Heinrich Ottensmeier

Teil 1

Eine der ältesten Schulen unseres Heimatbezirks ist die Schule in Bischofshagen. Seit mehr als 300 Jahren haben auf der Höhe des Bischofshagens am „alten Postweg“ und unweit des Hellweges Schulmeister ihren Dienst an der Jugend, den verschiedenen Zeiten entsprechend, getan.

Das Gründungsjahr der Schule läßt sich nicht ermitteln. Eine lückenlose Aufstellung der Lehrer der Schule ist erst vom Jahre 1699 an möglich. Aus diesem Jahre stammt auch das erste, sich im Staatsarchiv zu Münster befindende Aktenstück über die Schule Bischofshagen. Jedoch läßt sich an Hand des Gohfelder Kirchenregisters feststellen, daß auch schon vor 1699 eine Schule in Bischofshagen war. Die erste diesbezügliche Mitteilung stammt aus dem Jahre 1660. „Am 4. Martius (März) 1660 wurde getauft Anna Margarethe Thaen, Pädagogi filia (Lehrerstochter) ufm B.hagen.“ – Am 12. Dezember 1667 werden in der Gohfelder Kirche copuliert „Dr. Johannes Menolphus Hollmann Herfordiensis p. + praeceptor Hagensis merentißing et Anna Magreta Elberfeldß Lemgoviana“. Dieser „Schullehrer in Bischofshagen“ läßt am 6. Oktober 1669 seinen Sohn Johann Otto taufen. – Am 1. Dezember 1675 wird Johann Erich Ollenfeld als „Schulmeister ufm Bischofshagen“ erwähnt; im gleichen Jahre an anderer Stelle des Kirchenbuches wird derselbe als „Schulmeister von Löhne“ bezeichnet. Er war verheiratet mit Anna Marie Bögeholzes. – Ernst Rottmann wird als  Ludimagister Hagensium anläßlich der Taufe seines Sohnes Otto am 2. Juni 1669 genannt. Er starb als „treufleißiger Schulmeister“ in Bischofshagen im Alter von 63 Jahren am 23. April 1699. Wie schon erwähnt, läßt sich vom Jahre 1699 an auf Grund aktenmäßiger Unterlagen ein einigermaßen klares Bild über die Schulverhältnisse in Bischofshagen entwerfen. das erste Aktenstück ist eine Bewerbung des Schulmeisters Anthon Fricke. Das im Wortlaut folgende Schreiben ist in mehr als einer Hinsicht interessant und spricht für sich selbst:

 

„Curfürstl. Brandenb. zum Consistorio des Fürstentumbs Minden
Hoch Verordnete Herren Cantzlar und Räthe
Hochwürdig Hochwohl und Hoch Edel Gebohren Weis und Hoch und
Hoch Gelahrt Hoch geneigte Herren.

Eure Exelenz Hoch wl. geruhen von mier Endes benannten, Hochgeneigt zu vernehmen, Welcher Gestalt der Schuldienst zum Bischofshagen für einigen Tagen vacant geworden, weilen ich mich nun in Soweit qualificiert habe, daß so Ihren bedienung zu Verwalten mich voll getraue, im übrigen aber in meinem leben und Wandel also Verhalten, daß daran Niemandt mit fuge Edwas zu dateln haben wirdt, mich desfals auf unseren Herren beambte und Prediger beziehende. So gelanget zu Eurer Exellenz Hoch wd. Hoch woll und Hoch Edel geb. Hr. meine demüthige bitte. Sie geruhen gestalten Nach absonderlich durch bereitz die Vertrostungen erhalten gestaldt mit den zu Erst vacand werdenden Dienste providieret (versorgt) sein Sollte, mich für anderen mit benandten Schuldiensten Hoch geneigt hin wieder zu versehen. Getröste mich gnediger Erhörung und Ersterbe Euer Exellenz Hoch Würden Hochwoll und Hoch Edel geboren gefl.Hr.

                                                                                                          Unterthäniger Knecht
Anthon Fricke

Über die Person des Bewerbers gibt ein von Pastor Wercamp in Hausberge ausgestelltes Führungszeugnis Auskunft:

 

„Vorzeiger dieses, Anthon Fricke, S.Hr. Ampt Schreibers nachgelassener Sohn bürger und Einwohner allhie zum Hausberge hat nach entbenannten sein Prediger, gebührlich ersucht, umbt ihm, ein attestat seines geführten lebens und wandels, zuertheilen, welches ihm dann nicht abgeschlagen Können; sondern bezeugen Vielmehr hierdurch, daß der selbe so viel mir wisend und bekannt da doch ziemlich ich ihm allemahl observiert (beobachtet) habe, sich allhie modest (bescheiden) friedlich mäßig nüchtern und gottesfürchtig wie einen frommen Christ ansteht, sich verhalten auch sonsten, nach meiner Meinunge, sich bestens Schulwesens dazu er meliniert (bestimmt), so er dahin komt sich, nechst Gott treuffleißig und wachsahm wol Verhalten soll, das er hoffentlich seynen Hr. Poromotoren (Förderern) niemals gereuen soll, daß er dahin befordert worden, welches hiedurch attestiert (bescheinigt) und zu sein Vornehme glück und segen, und seinen hohen Hr. Patrones Farend (Schutzherren Gunst) wil gewünschet haben

         Hausb. d. 6. April 1699
Philip. Did. W Hausb.”

Die freie Stelle wurde nun dem Lehrer Anthon Fricke übertragen, und derselbe hat über ein viertel Jahrhundert in Bischofshagen gewirkt. Man hörte in 25 Jahren überhaupt nichts über die Schule und ihren Lehrer Anthon Fricke, bis sich im Jahre 1724 die Bischofshagener Eingesessenen über ihren Schulmeister bei der Regierung in Minden beschweren und seine Entfernung fordern. Wenn man berücksichtigt, daß in 25 Jahren kein Anlaß zur Klage gegen die Person des Schulmeisters vorlag, später aber die Bischofshagener mitteilen, daß sich ihr Schulmeister wieder gebessert habe, scheint der Hauptgrund der Unzufriedenheit der Einwohnerschaft auf religiösen Gebiet zu liegen. Da die Frau des Schulmeisters, Anne Marie Fromme, aus Köln gebürtig, katholisch war, entspinnt sich in Bischofshagen ein Religionskrieg im Kleinen. Aber lassen wir zunächst einmal die Bischofshagener Einwohner reden:

 

„Allerdurchlauchtigst – Großmächtiger König

           Allergnädigster König und Herr.

Gott hat uns hart angesehen, wenn wir unsers Schuel Meisters wilde und wüste conduite (Aufführung) betrachten und unsere Kinder ihm anvertrauen sollen, wozu wir Uns nimmer wieder resolviren (entschließen) können.

 Ursachen:

1.  gehet kein tag Vorbey, er ist betrunken und davon lesset er sich nicht ablenken, ist gar so frech, daß er sich Vernehmen lasse: Nun wolle er erst saufen.

2. hat er ein Weib geheurathet, die zuerst Catholisch, bei Ihm Evangelisch geworden, nunmehr aber die Papistische Religion wieder amplactrieret (angenommen); Und da

3. Der Schuel Meister mit ihr selten friedlich gelebet und oftmahlig von einander sich geschieden, hat darüber die ganze Bauerschaft, besonders auch die Schuel Kinder das großeste Ergernis genommen. Wenn

4. Die Kinder, welche ihm die letzten Jahre anvertrauet gewesen, examinieret (geprüft) werden sollten, so ist es Kläglich zu hören und zu vernehmen, daß sie nicht recht lesen, weder beten Können.

5. Des Schuel Meisters weib ist nun wieder Papistisch und affimieret (bejahet) dürre und lauter: Die Lutheraner kommen alle in die Hölle, und davon würde keiner seelig, welches dann bei der schwachen Jugend grausahmen Anstos und Irrwege Verursacht.

6. Hat sich etliche unter Uns Vorgemahlet, an dem und dem Orte sey Geld Vergraben, dazu wolle sie Verhelfen, und dergleichen in Herford so lange practiciret (ausgeübt), daß Sie daselbst sich nicht mehr sehen lassen darf. enfin (endlich), daß sie

7. sich zum Nachweisen, wicken (beweisen) und wahrsagen appliciret (anwenden) sparret den Leuten das Maul auf, will ihnen Geld und Schätze graben, und nimbt pro arrha (Fall?)ein  oder mehr thaler; Vorgebende, da Kaufe sie gebenedeyet Wasser Vor, welches umb den Platz Vergießet, mit der finceration (Angabe): so könne der Satan an den Ort nichtes würden

8. Durch solche Betrügerey hat sie dann Geld und rühmet: Solange Sie wieder Papistisch gewesen, habe Sie Geldes genug, welches ihr ermangelt, bei ihrem gahabten Evangelischen Zustandes.

9. Dessen werden dann die Schuel Kinder inne, und beginnen zu sprechen: Sie wollen auch Papistisch werden.

Gleichwie nun angezogene conduite (Aufführung) dermaßen nachdenklich, daß ohne Seelengefahr wir Keine Kinder dahin schicken Können; und angezogenen puncten bei weitem noch nicht alle, also bitten wir allerflehendlichst und unterthänigst, uns davon zu erretten, und einen zugeben, welcher fromm, Christlich gutes leben und wandel führet, die Jugend mit getreuer Sorgfalt meinet (liebet), und mit selbigen in aller Gottesfurcht, und zu ihrer Erbauung die information (Belehrung) treibe, nicht aber durch so viele augenscheinbare Ergernussen zum Verdammlichen leben und wandel Verführet, wozu wir ohnmaßgebig den Schuel Meister zu Dehme in Vorschlag bringen und wir ersterben

                Euer Königlichen Majestät
                allerunterthänigste Knechte
                Johann Heinrich Kemper, Daniel Schröder,
                Caspar Meyer, Heinrich Meiners, Jürgen Dunnermann.“

Bei einer mündlichen Vernehmung im Konsistorium in Minden wird dem Schulmeister Fricke bedeutet, sich so aufzuführen, daß keine Klage über ihn geführt werde. Auch die Frau gelobt Besserung  und verspricht auch, ihren Mann in Zukunft nicht zu verlassen. Aber die Versprechungen scheinen nicht lange gehalten worden zu sein, denn weitere Beschwerden folgen. Der Commissarius Hartok vom Amt Hausberge, ebenso auch der Gohfelder Pastor Gröpper, müssen die Verhältnisse prüfen und bestätigen auch im Wesentlichen die Angaben. Hartog schlägt vor, neben dem Schulmeister Fricke einen zweiten Schulmeister zu adjunctieren, der sich mit dem ersten Gehalt, Garten und sonstige Einkünfte teilen solle, damit die Leute ihre Kinder zu dem Lehrer schicken können, zu dem sie sie schicken wollen.

Der Schulmeister Johann Friedrich Schaeffer zu Dehme bewirbt sich bereits um die Stelle. Falls Fricke sollte nicht versetzt werden, bittet er um adjunction (Hilfslehrerdienst). – Pastor Gröpper schlägt als Adjunkten den 25 Jahre alten Johann Otto Bunte aus Jöllenbeck vor,  „der sich zu der Schularbeit bereits ziemlich habilitiret (seine Fähigkeit nachgewiesen) habe“. Auch wollen dessen Eltern ihrem Sohn eine Wohnung und einen Zuschuß zur Verfügung   stellen. Bunte wird vom Superintendenten Kahmann in Petershagen geprüft und als fähig befunden. Der Bischofshagener Schulbezirk wird nun in zwei Distrikte eingeteilt und der eine dem Adjunkten Bunte zugewiesen, der andere aber dem alten Fricke belassen. Aber schon nach kurzer Zeit ist auch dieser Zustand untragbar geworden, da nach Angabe des Schulmeisters Fricke der Adjunkt Bunte Kinder aus seinem (Frickes) Bezirk unterrichte und das der Vater des Bunte, der Garnhändler sei, die Leute dazu beeinflusse, die Kinder zu seinem Sohn zu schicken. Anderseits sind auch einige Einwohner nicht zufrieden. Sie wollen ihre Kinder zu dem Lehrer schicken, zu dem sie das größte Vertrauen haben. Sie könnten ihre Kinder nicht wieder zu dem versoffenen Mann schicken. Es seien sogar Kinder da, die 15 und 16 Jahre alt seien, ohne daß er sie soweit gebracht habe, daß sie zum heiligen Nachtmahle kommen könnten.

Schulmeister Anthon Fricke bezeichnet das Vorgehen einiger Eingesessenen als „fast waß wunderliches, so vor meinen Zeiten Nieh geschehen auch nach meinen Tagen sich nimmer zutragen wird, weil sie sehen, daß durch die mehrmalige desertion (Flucht) meiner bösen Frauen ich in bittere Armuth geraten“. Nach seinen Angaben hat der Adjunkt Bunte eine zweite Schule im Kruge eröffnet, zu der die Kläger ihre Kinder schicken. Die übrigen Eltern aber schicken ihre Kinder – überhaupt nicht zur Schule. Die Anschuldigungen, „unter der Predigt in den Brandtweinskrügen besoffen liegen geblieben zu sein“ widerlegt Fricke mit Erklärungen der beiden Gohfelder Wirte Julius Ernst Voß und Philip Kemena. Die Bischofshagener behaupten allerdings, daß diese Erklärungen erbettelt seien, zudem durfte während der Kirchzeit kein Alkohol ausgeschenkt werden. Fricke gibt zu bedenken, daß er ein Einkommen von monatlich nur zwei Talern habe, müsse davon zwei Kinder ernähren, und dann bliebe nichts mehr zum Trunke. Seine Gegner wiederum meinen, der Schulmeister habe sich nicht zu beschweren, denn mit zwei Talern müsse und könne sogar ein Soldat, der Weib und Kind habe, auskommen. Die Regierung aber scheint auf Seiten des Lehrers gestanden zu haben. Sogar dem Antrag des Pastors Gröpper, dem sich Fricke selbst anschließt, um Versetzung nach Hagedorn, verschließt sich die Regierung. So sehen sich denn Caspar Meyer, Johan Otto Schröder, Johan Heinrich Kemper. Otto Büschenfeld, Johan Jürgen Vieselmöller, Otto Sander, Johan Hinrich Kröger, Johan Herm Bökamp, Gerdt Schneiders und Schierholt veranlaßt, im Frühjahr 1725 eine Klage auf Räumung des Wohnhauses gegen Fricke einzureichen, aber auch hier scheint nicht viel erreicht zu sein.

Mit Beginn des Jahres 1726 verläßt der tüchtige Adjunkt Johann Otto Bunte, als Küster nach Valdorf versetzt, Bischofshagen. Der bisherige Adjunkt Jobst Heinrich Hagen von Valdorf kommt nach Bischofshagen. Ihm muß kein besonders guter Ruf vorausgegangen sein, denn die Bischofshagener bitten die Regierung, Hagen nicht zu schicken, sondern dem alten Schulmeister Fricke, „der sein Leben und Wandel gebessert habe“ allein wieder das Schulwesen anzuvertrauen. Die Unterzeichner der Bittschrift sind diesmal Caspar Meyers, Henrich Stucken, Wilhelm Niemeier, Hermann Christian Stickdorns, Otte Büschenfeld et Consorten. Jobst Henrich Hagen erhält dieselben Rechte und Pflichten, wie sie Bunte in der letzten Zeit hatte, nämlich die Schulwohnung und die alleinige Information der Kinder. Dafür muß er Fricke „jährlich zu Michaelis vier Taler Heuer“ zahlen. Letzterem bleiben auch bis zu seinem Tode die 24 Reichstaler Besoldung. Hagen lebte in schlechten Verhältnissen; infolge der damals herrschenden Ruhr verliert er zwei Kinder. Zur Linderung seiner Notlage erbittet er „von den Kirchen in dem Fürstenthumb Minden einen geringen Zuschuß“, -

Im Februar des Jahres 1730 stirbt Anthon Fricke. Die Bischofshagener Schulstelle wird nun dem bisherigen Adjunkten Jobst Heinrich Hagen endgültig übertragen. Aber auch jetzt kommt Bischofshagen in Bezug auf seine Schule noch nicht zur Ruhe. Bei der Kirchenvisitation in Gohfeld 1735 beschwert man sich über Hagen der ein ärgerliches Leben führe, dem Trunke sehr ergeben sei, die Information versäume und den Kindern mit schlechten Exempeln vorleuchte. Die vorher bereits erfolgten Warnungen sind erfolglos geblieben, im Gegenteil, im Falle Hagen müssen die Verhältnisse wirklich trostlos gewesen sein. Die Regierung zieht die Konsequenzen, und 1735 wird der Schulmeister zu Bischofshagen Heinrich Hagen „wegen seines lebens und wandels caßieret (abgesetzt) und nöthig gefunden Johann Henrich Hormann, welcher schon zu Halle Kirchspiels Ovenstette gestanden, dahin wieder zu versetzen“. Hagen wird sogar von den Bischofshagenern Einwohnern beschuldigt, das Schulhaus in Brand gesteckt zu haben. Aber auf Grund eines Zeugnisses des Pastors Gröpper und auf den Einspruch des übergangenen Amtes Hausberge hin bleibt Hagen noch für einige Zeit im Dienst. Die Bitt- und Bettelschriften des Schulmeisters um Belassung seiner Stelle widern geradezu an wegen ihrer knechtischen und niedrigen Betteleien und Versprechungen. – Der Schulunterricht wird notdürftig im Hause des Johann Jobst Krüger aufrechterhalten. Hier wohnt auch die Lehrerfamilie. Die Familienver-hältnisse  aber scheinen sich trotz aller Versprechungen nicht gebessert zu haben. Die Eheleute sollen sogar mit Messern aufeinander losgegangen sein, und der Schulnachbar Meyer hat die Frau mit ihrem Spinnrade wiederholt aus dem Schulraum gebracht, um den Kindern das schlechte Beispiel zu beseitigen. Da die Bischofshagener kein neues Schulhaus bauen werden, solange der jetzige Schulmeister nicht abberufen ist, bitten sie, den Schulmeister Heinrich August Krüger aus Meßlingen nach Bischofshagen zu versetzen. Man wünscht diesen besonders, da seine Mutter aus Bischofshagen gebürtig ist. Amtmann Rischemöller (Gohfeld) schlägt noch den aus Herford gebürtigen Schulmeister Johann Friedrich Schäffer vor, der im Dorfe Oetinghausen im Kirchspiel Hiddenhausen amtiert, und bittet gleichzeitig zur Unterstützung der Gemeinde für den Schulneubau um eine Beihilfe von 50 Reichstalern. – Das Amt Hausberge bringt neben dem vorgenannten Schulmeister Krüger noch die Schulmeister Wellmann zu Oppendorf, Kirchspiel Wehdem, und Eißenbrand zu Möhlbergen in Vorschlag. Für die ebenfalls durch „Caßation“ des Küsters Schmidt erledigte Küster- und Organistenstelle in Gohfeld weiß das Amt keinen besseren, als den Küster Friedrich Lyra zu Lerbeck vorzuschlagen. – Am 9. Juni 1735 wird Bischofshagen dann endgültig dem Schulmeister Johann Friedrich Schäffer zu Dehme übertragen. Damit traten in Bischofshagen ruhige Schulverhältnisse ein.

In fast 40 Jahren hört man nun nichts weiter als einige Anträge für Reparaturen des Schulgebäudes. Ein Kostenanschlag des Meisters Jürgen Ellerherm aus dem Jahre 1762 lautet: „Was die Schule zum Bischofshagen an Reparationen kostet ist Taxiret worden. Erstlich gründholts und spielen in die Wände und auf die

                                 Schulstube                                                a 5 rtl.
                                 Ein Fuder Braken in die Wände                         a 24 Silberg.
                                 zimer Lohn                                                 5 rtl.12 Silberg
                                 ein Mauermann                                          2 rtl. 24 Silberg.
                                                                                                ----------------------
                                                                                 Summa    13 rtl. 24 Silberg.“

Am 18. September 1772 bittet Johann Friedrich Schäffer, im Alter von 62 Jahren, bereits 37 Jahre in Bischofshagen gewesen, ihm zur Hilfe einen Adjunkten zu geben. Er schlägt den unweit Herford gebürtigen Peter Heinrich Hilgenkamp vor, der ihm schon versprochen habe, wenn er, Schäffer, „ ganz nicht mehr könnte und der liebe Gott ihm die Zeit seines Lebens noch höher bestimmt habe, ihn nicht zu verlassen“. – Um die Adjunktenstelle bewirbt sich auch in dem folgenden sehr interessanten Gesuch der Kriegsinvalide Georg Heinrich Stickdorn aus Gohfeld:

 

Allergnädigster Großmächtigster König
Allergnädigster König und Herr.

Eure königl. Majestet habe ich als ein tapferer Soldat unter dem Löbl. von Loßowschen Regiment 4 Jare im Anfange des letzten Krieges gedienet in der Bataille (Schlacht) bey Francsfurth an der Oder  bin ich aber so schwer blessiret (verwundet) worden, daß zu ferneren Kriegsdiensten unbrauchbar mit einem Reichstaler Monathlichen Gnaden Gehalts des Militairstandes erlassen. Da nun der zeitige Schul Lehrer zum Bischofshagen sowohl wegen seines hohen Alters als auch seiner schwächlichen Leibesbeschaffenheit seinen Dienst selber nicht mehr vesehen kann, sondern solchen schon über das Jahr, durch einen anderen verrichten lassen und daher sich auch ein Competent (Berechtigter) als Adjunktus gemeldet, ich aber von den Allerhöchsten mit der Fähigkeit begnadet bin, diesen Schuldienst in allen gehörig vorzustehen mich allerunterthänigst erbiete, solange er lebt zu sibleriren (?) geruhen werden. So bitte ich Eure Königl. Majest. allerunterthänigst Behertzigung meiner 4jährigen Campagnen (Kämpfen) und darin erhaltenen Blessuren (Verwundungen) mir den Vorzug für jenen und die Anwartschaft auf diesen Bischofshäger Schuldienst zu geben. Ich getröste mich um damehr allergnädigster Erhörung, da die Invaliden Casse und Eurer Königl. Majestet Interesse dadurch verbessert wird. In dieser Zuversicht ersterbe ich in der allertiefsten Devotion (Unterwürfigkeit).


              Euer Köngl. Majestaet allerunterthänigster Knecht
Georg Heinrich Stickdorn.“

Hilgenkamp und Stickdorn werden geprüft, und Hilgenkamp erhält auf Grund seiner „vorzüglich guten“ Leistung die Adjunktion auf die Schulmeisterstelle in Bischofshagen zugesprochen und wird am 18. Oktober in sein Amt eingeführt. Hilgenkamp heiratet einen Monat später die einzige Tochter Schäffers, Anne Marie Elisabeth. – Aber schon am 20. Januar 1774 muß der Regierung mitgeteilt werden, daß Hilgenkamp an einem hitzigen Fieber gestorben ist. Es wird gleichzeitig gebeten, der Bewerbung der vormaligen Küsters zu Jöllenbeck, Grafschaft Ravensberg, Schlömann, kein Gehör zu schenken, da derselbe Lastern ergeben sei, und zum Schuldienst nicht tauge. Es wird dagegen der 20-jährige Henrich Adolph Klemme aus Steinhagen empfohlen. Als weitere Bewerber treten auf der oben genannte Georg Heinrich Stickdorn und Johann Friedrich Wichmann, der schon seit neun Jahren in Stockhausen amtiert. Die drei Genannten müssen sich der Prüfung unterziehen und Wichmann, über den ein besonders gutes Urteil des Pastors Menke aus Blasheim vorliegt, wird mit der Versehung der Bischofshagener Adjunktenstelle beauftragt. – Demgegenüber bittet die Witwe des verstorbenen Adjunkten Hilgenkamp die Regierung, den Sohn des Lehrers Wehmeier in Hollinde in die durch den Tod ihres Mannes freigewordene Stelle zu berufen. Sie befindet sich mit ihrem Säugling und ihren Eltern in größter Not, und Wehmeyer habe sich freiwillig erboten, wenn ihm die Stelle übertragen würde, werde er nicht nur der Witwe die Wohnung belassen, sondern sich auch „der gantzen Familie väterlich annehmen“. Aber die Regierung schenkt der Bitte kein Gehör, sondern es bleibt bei der getroffenen Regelung, und Witwe Hilgenkamp heiratet ein Jahr später einen Friedrich Nolting aus Bischofshagen. – Aber auch der aus Alswede gebürtige Wichmann wirkt nur etwa ein Jahr in Bischofshagen. Schon am 30. April 1775 stirbt er im Alter von 30 ½  Jahren an der Schwindsucht, eine Witwe mit vier unmündigen Kindern hinterlassend. – Das Amt schlägt der Regierung folgende drei Bewerber als Nachfolger des Adjunkten Wichmann vor: 1. Johann Jakob Scheffer, eines Kantors Sohn aus Bünde, der zu der Zeit bei dem Oberamtmann Nasse aus Steinhagen in Diensten ist: 2. den zu Mehnen im Kirchspiel Blasheim bereits als Schulmeister angesetzten Christoph Engel; 3. den Sohn des Schulmeisters in Falkendiek, Hermann Heinrich Hofesiek. Amtmann Rischemöller setzt sich sehr für Schaeffer ein, einesteils, weil er sich die Hoffnung mache, einen recht tüchtigen Schulmeister aus ihm zu bilden, und anderenteils, weil Scheffer erklärt hat, die arme verlassene Witwe des Adjunkten Wichmann wiederzuheiraten. Am 13. Juli wird Scheffer die freie Stelle übertragen. Das gegebene Versprechen hat er, wie die Gohfelder Kirchenchronik bestätigt, promt eingelöst. –

Am 15. Mai 1779 stirbt im Alter von 78 ½ Jahren der im Ruhestand lebende, eigentliche Schulmeister von Bischofshagen Johann Friedrich Schaeffer. Er war verheiratet mit Beate Lisebeth Kulow, die aber im Alter von 36 Jahren am 22. September 1737 starb. Auch seine zweite Frau Sophie Elisabeth, geb. Krüger, hat Schaeffer nicht überlebt. Diese war aus Minden gebürtig und starb am 30. Mai 1775 im Alter von 70 Jahren an der Schwindsucht. –

Obwohl die Stelle nun wieder planmäßig durch den Adjunkten Johann Jakob Schaeffer besetzt wird, diesem also auch das bisherige Gehalt von 24 Talern zufällt, läßt er sich am 28. Oktober 1781 als Küster und Schulmeister nach Kirchlengern, Amt Reineberg versetzen.

Von den drei vorgeschlagenen Bewerbern Johann Heinrich Lüer aus Wulferdingsen, Johann Arnold Dütemeier aus Dehme und dem Seminaristen Lühning, der bei dem Freiherrn von der Recke in Diensten ist, kommt eigentlich nur der erstere in Frage. Dütemeier ist erst kürzlich nach Dehme gekommen, und Lühning kann bei der Wahl Lüers vielleicht für die Stelle in Wulferdingsen berücksichtigt werden. Lüers wird mit dem 1. November 1781 nach Bischofshagen versetzt. Er ist 51 Jahre alt und bereits 31 Jahre im Schuldienst tätig. Über die Schulverhältnisse in Wulferdingsen schreibt er:

  „Der Schuldienst in W. ist nicht allein schlecht und klein, sondern es existiret noch das alte Schulgeld, wofür ein Kind das gantze Jahr hindurch, Winter und Sommer, nur 12 ggr. Bezahlet und die ganze Schule im Durchschnitt aufs höchste Von 60 Kindern Bestehet: geschweige der darunter Begriffenen Schlechten Bezahler. Es ist auch bei diesem Dienste gantz wenig Garten Land. Ich, wie auch der derzeitige Prediger haben gesucht mit den Bauern wegen des Neu Verordneten Schulgeldes einen gütlichen Vergleich zu Treffen aber selbige haben Sich zu nichts Verstehen wollen. Und einen Proceß mit ihnen zu führen war ich wegen des Vielen Verdrusses und Ärgernis nicht im Vermögen aus zu halten“.

Aber auch die Bischofshagener scheinen ihr Geld festgehalten zu haben. Der Vorgänger Lüers, Kantor Schaeffer, beklagt sich von Kirchlengern aus bei der Regierung, daß er von den Bischofshagener Eltern noch über 30 Taler Schulgeld zu bekommen habe. Man möge dem Pastor in Gohfeld aufgeben, kein Kind eher zu konfirmieren, bis es eine Bescheinigung Schaeffers über das bezahlte Schulgeld vorgelegt habe. Im Jahre 1783, also zwei Jahre nach der Versetzung Schaeffers, „restiren“ noch folgende Einwohner mit ihrem Schulgeld an Schaeffer:

                                                                                             rtl.  mg.  Pfg.
               Kleine Böker auf’n Wittel                                                12
               Heuerling Schröder zu Mahnen                                          24
               Colonus Schröder im Schierholz                                        24
               Hempelmann vorn Holtze                                                 30
              Halbert aufn Thron                                                            21
               Corsmeyer aufn Steinsiek                                                 30
               Kleine Pahmeyer a. d. Kohlflage                                       27
               Kollmeyer auf der Kohlflage                                              30
               Schwartze aufn Stickdorn                                                 21
               Köster vorn Holtze                                                      1     3
               Kleine Stuke aufn Bischofshagen
               Kemna wo für Untervogt
                         Schreiber gutgesagt hat                                      2    8      4
                                                                                            ----------------------
                                                                             Summa       10     32      4

Über die derzeitige Auffassung der Schulpflicht und die daraus folgende Zahlung des Schulgeldes gibt uns eine Beschwerde der Coloni Caspar Henrich Blöbaum und Johan Henrich Köhne auf dem Thron gegen den Schulmeister Lüer Aufschluß. B. und K. wohnen in Bischofshagen und müssen ihre Kinder zu dem dortigen Schulmeister schicken. Die Wege etwa eine Stunde weit bis zur Schule, sind in sehr schlechtem Zustand und so morastig, daß sie bei schlechter Witterung gar nicht für Kinder passierbar sind:

  „Aufgeführete Supplikontes (Bittende) nicht nur sondern auch die übrigen 9 auf dem Thron belegenen Coloni sehen sich genöthigt gegen den dortigen Schulmeister Lüer, weil solcher verlangt, daß sie ihre Kinder gantzer 7 Jahre, nemlich vom 7. bis zum 14. Jahre bey ihm in der Schule halten und also für 7 Jahre Schulgeld entrichten sollen, Beschwerde zu führen. denn die Supplikontes können garnicht einsehen, da der schlechte Schulweg es den Kindern unmöglich macht bey etwa einfallender schlechter Witterung nach der Schule zu gehen und die selbe in den 7 festgesetzten Schuljahren gewiß keine 4 Jahre ordentlich die Schule besuchen können (und jetzt kommt der Haken!), wie denn der Schulmeister Lüer das gantze Geld für 7 Jahre verlangt“!

Aber die Antragsteller müssen sowohl die rückständigen Schulgelder als auch in Zukunft  für volle sieben Jahre das Schulgeld entrichten.

Lüer ist seit 1784 in zweiter Ehe mit Frau Luise Marie (Witwe) Mathis aus Minden verheiratet. Aber auch dieses Eheglück scheint nicht von langer Dauer gewesen zu sein, denn am 25.10.1789 wird erneut eine Eheschließung, diesmal mit der Witwe Anna Cathrine Blocks aus Valdorf, beurkundet. Sein Alter ist mit 60, das seiner dritten Frau mit 50 angegeben. Lüer stirbt am 13. Februar 1797 im Alter von 67 Jahren. Zahlreich sind die Interessenten für die freie Stelle. Die Bischofshagener Eingesessenen Stümeyer Nr. 5, Sander Nr. 48, Bögeholz Nr. 9. Alte Krüger Nr. 14, Meier Nr. 12, Kemper Nr. 3, Eickhoff Nr. 7 unter der Führung des Vorstehers Krüger Nr. 62 setzen sich für Schullehrer Schröder aus Spradow ein, „zu dem die Kinder mit Vergnügen in die Schule eilten“. Pastor Weihe wünscht den Seminaristen Midding, dessen Vater der vor 10 Jahren verstorbene Schullehrer in Muccum war, oder den Schulmeister Sieveking aus Tennigern, der nach seinen eigenen Angaben noch nicht ganze 40 Taler im Jahre verdient. Außerdem bewerben sich noch David Kniper aus Wulferdingsen, früher Wehe (Amt Rahden) und der Seminarist Ernst Karl Huly. Huly dient beim Hochlöblichen von Schladenschen Regiment und wurde infolge einer Verwundung als Invalide entlassen. Er bekam keine Rente, da er im Schuldienst untergebracht werden sollte. Er ist in Gohfeld ansässig geworden und im Jahre 1795 in das Minden-Ravensbergische Schulmeisterseminarium aufgenommen und hat fleißig dem Unterricht beigewohnt. Ihn empfiehlt der Sup. Westermann. Aus der Prüfung, der er sich mit Midding und Sieveking unterziehen muß, geht er als der Beste hervor und wird am 14. März 1797 in Bischofshagen angestellt.

Am 1. Oktober 1807 übernimmt Karl Ernst Huly Die Küsterstelle in Valdorf. Er starb am 27. Februar 1828 im Alter von 61 Jahren in Valdorf. In einem Beitrag zur Schulchronik in Valdorf von Pastor Meyer zu Spradow heißt es:

  „Huly war den Aussagen seiner Schüler ein sehr ernster, der pietistischen Frömmigkeit seiner Zeit zugeneigter Mann. Er hielt nicht nur streng auf Ordnung, sondern gestattete auch den Kindern z. B. kein Schneeballwerfen oder „Schurren“ auf dem Eise. Mit den Konfirmanden pflegte er sehr ernst und eindringlich zu reden und kniend zu beten. Gar manche haben damals tiefe Eindrücke empfangen. Auch hielt er streng an der hergebrachten Sitte, den ganzen Herforder Katechismus auswendig lernen zu lassen, im Gegensatz zu dem damaligen Pastor, welcher in den wenigen Wochen des Konfirmandenunterrichts (6 Wochen im Herbst und 6 Wochen vor Ostern) nur wenige kurze Sprüche lernen ließ.“

Als Nachfolger Hulys in Bischofshagen meldete sich der Seminarist und Buchbinder Friedrich Wilhelm Büter. Er war auf der Kriegs- und Domänenkammer in Minden als Buchbinder tätig, verlor aber diese Stelle infolge der Fremdherrschaft und mußte „unter dunklen Umständen“ seine Familie ernähren. Sein Bewerbungsschreiben ist fast künstlerisch ausgestattet. Büter der 34 Jahre alt ist und Vater von 5 Kindern ist, wird zunächst auf ein Jahr probeweise in Bischofshagen beschäftigt, um dann allerdings endgültig bestätigt zu werden.

Es scheint ihm auch in Bischofshagen sehr schlecht zu gehen. „Man stellt es sich gar in der Stadt nicht vor, wie viel dazu gehört, wenn man auf dem Lande sich einrichten soll und nichts dazu hat,“ Mit Rücksicht auf seine Notlage schlägt die Regierung sogar die Bestellungsunkosten von 7 Talern, 3 Groschen und 6 Pfennigen nieder und stundet ihm die 10 Taler Seminarunkosten. Im Jahre 1819 wurde die Schule von 140 Kindern besucht. Im Sommer 1820 wurde das Schulhaus mit einem Kostenaufwand von 1100 Talern neu erbaut. Büter starb 1824. Seine hinterlassene Frau Henriette Elisabeth Berger ertrank am 15. Dezember 1825 in einer Wasserpfütze infolge ihrer Trunkenheit. Die durch den Tod Büters freigewordene Stelle wurde interimistisch dem zweiten Sohn des Verstorbenen übertragen. Im Juli 1826 wurde der zu Langern bei Petershagen tätige Lehrer Johann Friedrich Wehde in Bischofshagen angestellt. Er war verheiraten mit Dorothea Eleonore Heuer. Über ihn schreibt die Gohfelder Gemeindechronik im Jahre 1827:

  „Schließlich muß noch bemerkt werden, was durch den Schullehrer F. Wehde bemerkbar geworden ist. Ordnung und Fleiß sind unter den Kindern herrschend geworden, und man muß sich freuen, wenn man ihren Wachstum in Erkenntnis und Sittlichkeit bemerkt, so daß die Schule gegenwärtig der hiesigen (Gohfelder) nicht nachsteht.“

Leider verließ Wehde schon im Jahre 1830 Bischofshagen wieder, um die Kantorstelle in Quernheim zu übernehmen. Lehrer Wilhelm Weber, der, von Quernheim kommend, seine Stelle übernahm, hat nur kurze Zeit hier gewirkt. Am 9. März 1832 starb Weber am Nervenfieber, wodurch die Familie besonders hart getroffen wurde, zumal einige Wochen vorher sein älterer Bruder, der Schulamtskandidat Weber, durch dieselbe Krankheit dahingerafft war. –

Im Januar 1833 übernahm Lehrer Friedrich Wilhelm Jungcurt, geboren am 17. 10. 1807, den Schuldienst in Bischofshagen. Jungcurt, der von Hüllhorst kam, hat in Bischofshagen viele Jahre treu gedient. Er war verheiratet mit Karoline Friederike Nolte. – Schon im Jahre 1833 mußte das Schulhaus, das erst einige Jahre vorher gebaut war (1820), mit großem Unkostenaufwand repariert werden. – Im Jahre 1847 erhielten die beiden Schulen Bischofshagen und Gohfeld vom König die Hirschberger Bibel. – Friedrich Wilhelm Jungcurt folgte im Jahre 1851 einem Rufe nach Friedewalde, wo er als Lehrer Kantor und Küster bis 1862 wirkte. Er kehrte dann in die hiesige Gegend zurück und übernahm Lehrer- und Kantorstelle in Gohfeld. Nachdem er noch zehn Jahre im Ruhestand gelebt hatte, starb er im Jahre 1890 in Schlüsselburg. Seine sterbliche Hülle aber wurde auf dem Gohfelder Friedhof beigesetzt. –

Als Nachfolger Jungcurts wirkte Lehrer Heinrich Wehmeier in Bischofshagen. Am 14. Juni 1841 in Babbenhausen geboren, besuchte er die Präparandenanstalt in Friedewalde und das Seminar in Petershagen. Über Maßlingen und Meßlingen, wo er sich verheiratete, kam Wehmeier nach Dützen. Der junge Hilfsprediger des Pastors Klette in Gohfeld, E. Kuhlo, versuchte ihn nach Bischofshagen zu ziehen, jedoch nahm er die Stelle hier erst an, als sie ihm von der Regierung angeboten wurde. Am 7. Dezember 1851 wurde er von Pastor Klette in der Kirche in sein Amt eingeführt. In Gohfeld und in der ganzen Umgebung war er in der christlichen Gemeinschaft tätig. Lehrer Wehmeier hielt auch in der Schule zu Bischofshagen häufig Versammlungen ab, die von nah und fern stark besucht wurden. Im Jahre 1856 schied dieser Lehrermissionar von Bischofshagen und folgte einem Ruf nach Heimsen an der Weser. Hier starb er am 12. Dezember 1877 als Vater von neun Kindern. –

Auf Wehmeyer folgte Lehrer Westermeyer, der allerdings nicht lange in Bischofshagen amtierte. Er wurde Vorsteher des Rettungshauses in Schildesche, wo er bald darauf verstarb. – Einen klaren Blick in die Schulverhältnisse Bischofshagens erhalten wir aus Aufzeichnungen des Lehrers Hampe, der im November 1857, nach dem interimistisch ein Schulamtskandidat Fischer hier wirkte, die Bischofshagener Lehrerstelle übernahm.

Hampe erscheint als ein äußerst gewissenhafter und tüchtiger Lehrer, Zunächst können wir ein Blick in die durch viermaligen Lehrerwechsel beeinträchtigte inneren Schulverhältniss tun. Der neue Lehrer beantragt bei seinem Schulinspektor eine Schulrevision,

  „um festzustellen, auf welchem Standpunkt sich die Schule befindet.“ – „Dabei mußte mich“,  so schreibt Hampe weiter, „neben der Wahrheit, daß es sehr schwer ist, eine solche Schule bei einer großen Kinderzahl (etwa 200) und hemmenden localen Verhältnissen zu haben, vor allem die Rücksicht leiten, daß bei einer späteren Revision unzweifelhaft dasjenige mir zur Last gelegt werden könne, wovon der Grund in Umständen vor meiner beginnenden Thätigkeit in der Schule zu suchen sein dürfte,“„Von den in den Schulregulativen angeordneten Lehrgegenständen sind folgende nach dem bisher maßgebend gewesenen Plan in Behandlung gewesen:

I.Classe: Bibl. Geschichte 2 Stunden, Schönschreiben 2 Stunden, Rechnen 2 ½  Stunden, Katechismus, Hersagen und erklären 2 ½  Stunden, Gesang 2 Stunden, Lesen 4 Stunden, Sa. 15 Stunden wöchentlich.
II. Classe: Bibl. Geschichte 2 Stunden, Schreiben und Lesen 5 ½ Stunden, Rechnen 2 Stunden, Katechismus Hersagen und Erklären 3 Stunden, Gesang 2 ½
Stunden; Sa. 15 Stunden wöchentlich, Total 30 Stunden.“ Zu den Leistungen in den einzelnen Fächern werden folgende Angaben für die 1. Klasse gemacht: „Bibl. Geschichte: Geübt im Erzählen sind die Kinder nicht; und einzelne Geschichten als: Paradies, Sündenfall, Kain und Abel, Isaaks Opferung. – Geburt Christi (erst jetzt zu Weihnachten geübt) sind mehr dem oberflächlichen Inhalt nach bekannt, als daß sie erzählt werden können. – Schreiben: Fast kein Schüler ist imstande, auch nur richtig abzuschreiben. Rechnen: Tafelrechnen wenig oder garnicht geübt. Das Einmaleins ist selbst der ersten Abtheilung nur zum Theil geläufig. Die erste Abtheilung rechnet leichte Regeldetri-Exempel; die 2te Abtheilung wenig in den 4 Species geübt: alles nur (in beiden Abth.) in ganzen Zahlen. Katechismus: Die fünf Hauptstücke mit Luthers Erklärung nebst einigen Gesängen und Sprüchen nur den Konfirmanden geläufig. Lesen erhebt sich bei den größten Schülern kaum über fertiges Wörterlesen, in unteren Bänken ist kaum ein Wörterlesen erreicht. Gesang: Es sind ziemlich viele Choralmelodien und einige Lieder geübt; nur ist beim Singen zu sehr ein Schreien bemerkbar. Geographie-, Vaterlands- und Naturkunde sind gänzlich unbekannt; Die Karte von Palästina war beispielweise den Schülern ein ganz neuer Gegenstand. Von Aufsatz keine Spur.“

Diese Angaben werden durch eine Revision, im Jahre 1858 durch Pastor Kuhlo im Beisein des Amtmanns Mahlendorf, Kantors Hönighaus, Lehrers Poos, sämtlich aus Gohfeld, und des Bischofshagener Schulvorstandes und der Mitglieder des Presbyteriums aus Bischofshagen bestätigt.

Der Konsistorial- und Schulrat Winzer aus Minden bestätigt bei seiner Revision am 27. Mai 1858, daß die Leistungen der Schule den normalen Anforderungen nicht entsprechen, „dagegen der jetzige Lehrer Hampe während seiner erst halbjährigen Amtsführung hier selbst mit gutem Erfolge bemüht gewesen“.

An Inventarstücken fanden sich im Schullokale vor: eine Wandkarte von Deutschland von Hartke, Eine Wandkarte von Palästina von Möller, eine Karte zur biblischen Geschichte von Rau. Diese Karten waren ganz von Staub und Schmutz vergraben und waren, weil sie ungenutzt an einer feuchten Wand gelegen haben, zum Teil verdorben.

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