Die Schule in Bischofshagen

von
Heinrich Ottensmeier

 

 Aus ihrer 300-jährigen Geschichte
 Aus der Jubiläumsfestschrift „3oo Jahre Schule in Bischofshagen“ 1960
von Hauptlehrer Heinrich Ottensmeier

Teil 2

Außerdem waren vorhanden eine Hirschberger Bibel, stark benutzt. Sie scheint wenig geschont zu sein, und zwei verstaubte alte Hefte mit Schriftstücken. Die Schwierigkeiten, auf die Hampes Maßnahmen zur Erzielung einer straffen Schulzucht stießen, veranschaulichen Angaben des Lehrers an seine vorgesetzte Behörde und auch Beschwerden einiger Eltern über denselben bei den Schulinspektoren in reichem Maße. Aber nichts konnte Hampe von seinem Ziel abbringen. Auch über die Einkünfte der Schulstelle erhalten wir interessanten Aufschluß. Nach einem Etat vom 29. Mai 1856 ist das Einkommen der Bischofshagener Schulstelle auf 211 Reichstaler veranschlagt. Es setzt sich zusammen aus dem Schulgelde, einem Legat von 24 Reichstalern, den Leichengebühren und dem Ertrag des Ackers. Das Schulgeld beträgt pro Kind 22 ½ Silbergroschen, das macht bei 200 Kindern 150 Reichstaler. Das nicht in Ansatz kommende Feuerungsgeld, pro Kind 2½ Silbergroschen, beläuft sich auf 16 2/3 Reichstaler! „Mit diesem Betrage ist kaum auszukommen, da Brennmaterial und Fuhrlöhne hoch im Preise stehen und der große Schulofen schwer zu heizen und das geräumige Schulzimmer kalt, feucht und zugig ist.“  Die Leichengebühren sind mit 4 Reichstalern veranschlagt, haben aber in den letzten Jahren diesen Betrag nicht erreicht. Das gesamte Bareinkommen beträgt somit 178 Reichstaler, so daß der Ertrag des Ackers mit 33 Reichstalern veranschlagt ist, der aber im Hinblick auf die geringe Güte des Landes bei weitem nicht erreicht wird. Die Bitte des Lehrers, das Schulgeld für die die Schule Bischofshagen besuchenden Kinder auf einen Reichstaler heraufzusetzen, wird von der Königlichen Regierung in Minden ab 1. Januar verfügt.

Die äußeren Verhältnisse der Schule im Jahre 1857 sind von Hampe in einer persönlichen Aufzeichnung so drastisch geschildert, daß sie hier wörtlich wiedergegeben werden sollen.

 

„Alles wüst; der Garten ringsum offen, übrigens keinem Garten gleichend, kreuz und quer Pfade! Vernachlässigung überall, verwüstet. Das Backhaus Gemeindegut, Gruben und Löcher ringsum; keine feste Hecke, keine Pforte! Die Wände am Hause ab- bzw. ausgefallen, das Dach an 20 Stellen durchregnend. In der Küche greulich., kein Herd, keine Bank, sonder nur Haufen Lehm und Steine; in Stuben und Kammern Mauselöcher in dem Fußboden, nichts geweißt, abgefallende Wände; Fensterbänke voll Schmutz, vielleicht seit 30 oder mehr Jahren ohne Anstrich, kaum ein Fenster zu öffnen, Haken und Eisen fehlen. Im ganzen Haus nicht eine einzige Thür (selbst die Haustür nicht) verschließbar. Anstatt der Schlösser Stallthür-Drücker! Eine wahre Sauwirtschaft, dabei die Unordnung unter den Schülern, die alles ringsum im Haus verunreinigten. An schrubben des Fußbodens wohl nie gedacht; es war kein Grund hineinzubringen. Mit vieler, vieler Mühe und unter vielen Unannehmlichkeiten, wobei Herr Amtmann Mahlendorf in Gohfeld mit lobenswerther Hülfe bereitwillig Hand anlegte und das Ganze förderte.“   

Und nun noch etwas von der übrigen Reformationsarbeit Hampes. Es kann hier jedoch nur das Wesentlichste aufgezählt werden. 1858 bzw. 1859 wurden Linden auf dem Schulplatze angepflanzt. die beiden schönsten vielen dem letzten Schulneubau zum Opfer. die letzte und kümmerlichste zeugt noch heute von der verschwundenen Pracht. Der Schulplatz wurde eingeebnet, ebenso der Platz zwischen Schulhaus und Backhaus eingeebnet und eingefriedigt. Die Südliche Hälfte von dem Grundstück neben dem Schulhaus (heute Schulplatz), bisher wüste, steinige Heide mit Holweg, wurde 1858 von der Gemeinde bollwerksweise  kultiviert (etwa 2 ½ Morgen). Außer der Wiese (1859) wurden einige kleine Gärten angelegt und eine ganze Anzahl von Obstbäumen gepflanzt. Die Hecken wurden gepflanzt, das Ackerland gemergelt und verbessert und die Gebäude instandgesetzt. Eine Handzeichnung gibt über den früheren und den neuen Zustand ein klares Bild.

Hampe konnte sich jedoch nicht für dauernd in Bischofshagen wohlfühlen, wahrscheinlich hatte er zu viele Gegner innerhalb der Gemeinde, die seinen scharfen Reformarbeiten innerhalb und außerhalb der Schule entgegenstanden, und er siedelte nach Warburg über. Hier ist er, in Bischofshagen schon augenleidend, fast erblindet, kurz nach 1900 gestorben. Im Jahre 1860 folgte auf Hampe der Lehrer Karl Krone, Sohn eines Försters. Er war unverheiratet und hatte mehrere Geschwister bei sich, die ihm zunächst den Haushalt führten. Später verheiratete er sich mit der Witwe Benker geb. Thiesmeyer aus dem Thieskrug, Jöllenbeck 64 (Wittel). Von da ab wohnte er auch nicht mehr in der hiesigen Schule, sonder im Thieskrug. Im Oktober dieses Jahres nahm er eine Lehrerstelle in Bad Oeynhausen an. Er schied ungern von Bischofshagen, wo er sehr beliebt war, aber seine Frau trieb zum Wechsel, da sie gebürtig aus der Gemeinde war. Krone Starb 1902 in Bad Oeynhausen.

Nach Krones Abgang kam im Jahre 1869 der Lehrer Luis Nolting nach Bischofshagen. Er war gebürtig aus Herford und hatte zuvor das Bäckerhandwerk erlernt. Die Kolone Stuke Nr. 2 und Bögeholz Nr. 9 holten ihn mit Wagen aus Neuenknick bei Windheim. Er war mit der Schwester seines Vorgängers, Emma Kron, verheiratet. Während seiner Wirkungszeit erfolgten einschneidende Veränderungen in der Schulgemeinde. Letztere war so stark angewachsen (die Kinderzahl betrug 108 Knaben und 104 Mädchen, zusammen 212 Kinder), daß man sich dazu entschloß, im Jahre 1876 eine neue Schulgemeinde auf dem Wittel zu bilden. Dieser neuen Schule wurden die Ortsteile Auf dem Stickdorn, Thran, Kohlflage und Wittel zugewiesen. Die Schlage blieb zunächst bei Bischofshagen. Erster Lehrer auf dem Wittel wurde der Lehrer Pohlmann, später Hauptlehrer in Hausberge.

Inzwischen war auch der nördliche Teil der Schulgemeinde sehr aufgeblüht. Durch Abtrennung wurde auch hier ein neuer Schulbezirk gebildet. Im Herbst 1882 wurde die einklassige Schule am Bahnhof Löhne von dem Lehrer Heinrich Wörmann übernommen.

Lehrer Nolting erkrankte zu Beginn der achtziger Jahre an der Zuckerkrankheit, welche ihn zeitweilig zum Unterricht unfähig machte. Es wurde ihm 1883 ein persönlicher Gehilfe in Person des abgegangenen Seminaristen Krugmann bewilligt. Da letzterer selbst krank war, verließ er die Stelle bald wieder, und im Jahre 1884 kam der aus Lippstadt gebürtige Friedrich Feit (nach dem ersten Weltkrieg Schulrat in Minden II) zur Unterstützung Noltings nach Bischofshagen. Als Feit im Oktober 1884 die zweite Lehrerstelle in Gohfeld übernahm, unterrichtete bis Oktober 1885 der Schulamtsbewerber Hermann Niemann aus Windheim an der hiesigen Schule. Lehrer Nolting, der zum ersten Oktober 1885 pensioniert wurde, starb schon im nächsten Jahre in Löhne-Bahnhof.

Die Stelle Noltings übernahm am 1. Oktober 1885 der Lehrer Gottlieb Oldemeyer aus Laar bei Herford gebürtig. Er kam aus Frotheim bei Lübbecke, wo er seit Mai 1881 tätig gewesen war. Die Schülerzahl betrug damals 135. Schulvorsteher waren zu der zeit Kolon Baumann gen. Vieselmeyer, Bischofshagen 28, und Kolon Zacharias Kämper, Bischofshagen Nr. 7. Bauerschaftsvorsteher war der Kolon Stuke (Meinert), Bischofshagen Nr. 16. Das Einkommen der Lehrerstelle betrug 1065 Mark (einschließlich 15 Mark Leichengebühren). Die Schulgrundstücke hatten eine Größe von etwa 11 Morgen und waren mit 110 Mark auf das Gehalt angerechnet. Das von Oldemeyer bezogene Wohnhaus hatte zwei Stuben, drei Kammern, eine Mädchenkammer und eine Speisekammer. In einem Nebengebäude befanden sich die Stallungen und ein Backofen. Die 1842 neuerbaute Schule war nicht solide gebaut (die damals abgebrochene Schule stand etwa 1oo Meter westwärts, etwa der Besitzung Nr. 57 gegenüber). Die Überlieferung sagt, daß der Bauunternehmer das Bauholz zum Teil bei Nacht und Nebel aus dem Salzufler Walde gestohlen habe. Jedenfalls wurde das Gebäude schnell baufällig. Die Balkenlage war so schwach, daß schon zu Noltings Zeiten gestützt werden mußte. So störten im Klassenzimmer vier mächtige Eichensäulen.

Das jetzige Schulhaus wurde im Jahre 1892 erbaut, und zwar mit zwei Klassenzimmern. Der Unterrichtsbetrieb wurde während dieser Zeit auf der Deele des Kolons Johannsmeier (Dirksmeier) Nr. 11 aufrechterhalten. Von dieser Zeit ab amtierten zwei Lehrer in Bischofshagen, und zwar neben Oldemeyer bis 1899 Lehrer Hempelmann, von 1896 bis 1899 Gustav Niemann, und von 1899 bis 1907 Heinrich Tappe und bis 1912 Lehrer Gante. Lehrer Odemeyer, der in den letzten Jahren stark an Asthma litt, erkrankte im Sommer 1911 ernstlich, und die Lehrer Kleymann und Meyer-Arend aus Löhne-Bahnhof gaben bis zum Herbst 1911 vertretungsweise Unterricht in Bischofshagen. Zum 1. Oktober 1911 wurde Lehrer Paul Kadow aus Kramske in Westpreußen mit der Vertretung des ersten Lehrers beauftragt. Am 24. Oktober 1911 erlag Lehrer Oldemeyer seinem schweren Leiden, und im April 1912 wurde die Schulleiterstelle durch den Lehrer Heinrich Steffen, der vorher in Mennighüffen, Löhne-Bhf. und am Gymnasium Fridericianum in Davos (Schweiz) tätig gewesen war, wieder entgültig besetzt. – Am 1. Oktober 1912 wurde im Schulverbande Gohfeld der Hauswirtschaftsunterricht für die Mädchen des letzten Jahrganges eingeführt und die technische Lehrerin Fricke eingestellt.

Der Ausbruch des Weltkrieges 1914 wirkte sich naturgemäß auf die Schule Bischofshagen aus. Lehrer Kadow, der sich während der Sommerferien in seiner Heimat befand, trat in Schneidemühl als Kriegsfreiwilliger ein, rückte im Oktober nach dem Westen aus und nahm an den Kämpfen bei Ypern teil. Er erkrankte im Mai 1915 und wurde, da keine Aussicht für eine gänzliche Heilung bestand, auf Grund einer Reklamation der Regierung in Minden, am 14. März 1916 für den Schuldienst in Bischofshagen freigegeben. – Lehrer Steffen, der seit Beginn des Krieges den Schuldienst in Bischofshagen allein versah, konnte seinen Wunsch, eingezogen zu werden, erst im November 1915 verwirklicht sehen. In der Sommeroffensive im Juli 1916 wurde er schwer verwundet, so daß im das linke Bein am Oberschenkel amputiert werden mußte. Vom 18. November 1915 bis zum 14. März 1916, als beide Lehrer vom Bischofshagen im Heere Standen, erteilte Lehrer Karl Kornfeld den Unterricht an der hiesigen Schule. Da er auch noch in Löhne-Bhf. unterrichtete, erteilte er hier nur 24 Stunden in der Woche. Aushilfsweise unterrichtete auch noch in Bischofshagen die technische Lehrerin Spilker aus Löhne-Bhf. (vom 1. Mai bis zum 1. November 1917).

Als am 1. November 1917 Lehrer Steffen als Kriegsinvalide entlassen wurde, konnte der Unterrichtsbetrieb wieder voll aufgenommen werden. Da beide Lehrer nach dem Krieg krankheitshalber beurlaubt werden mußten, versahen Lehrer Nesenhöner (Oktober 1919 bis Ende Januar 1920), Lehrerin Hagemeister (Oktober bis Dezember 1919 und Lehrer Hamelmann bisher in Halstern (Februar 1920 bis April1921) den Schuldienst. – Die Kinderzahl betrug am 1. Mai 1919  170.

Mit Rücksicht auf die hohe Schülerzahl wurde dann von der Regierung bzw. von der Schulleitung der Antrag auf Einrichtung der dritten Lehrerstelle an der Schule zu Bischofshagen gestellt und am 19. Januar 1920 von der Gemeindevertretung einstimmig angenommen und der Lehrer Heinrich Ottensmeier, gebürtig aus Bischofshagen, Schulbezirk  Wittel, vom 16. Februar 1920 ab als dritter Lehrer angestellt.

Während der Ruhrbesetzung durch die Franzosen sammelten die Bischofshagener Schulkinder für die Kinder der besetzten Gebietes 64 Pfd. Wurst und Speck, ein Pfund Butter ein Pfd. Graupen 100 Pfd. Bohnen und Erbsen, 15 Pfd. Backobst, 19 Pfd. Brot, 44 Pfd. Mehl, 22 Pfd. Kartoffeln und 23 Eier. Von den Lehrern der Schule wurden diese Lebensmittel zur Sammelstelle nach Dortmund gebracht und von dort der Schule in Wanne übersandt, wo mehr als hundert Kinder, für die kein Vater mehr sorgen konnte, damit eine rechte Freude bereitet wurde.

Am 15. September 1923 fand auf der Becker Wiese erstmalig das das Spiel- und Sportfest der Schulen des Amtes Löhne statt. Auch eine größere Anzahl Bischofshagener Kinder kehrte als Sieger heim.

Am 1. April 1925 schied Hauptlehrer Steffen nach 13-jähriger Tätigkeit von Bischofshagen, um die Rektorstelle in Gohfeld anzunehmen. Lehrer Windmann von Melbergen-Süd wurde zu seinem Nachfolger gewählt. Im Herbst desselben Jahres wurde auch Lehrer Heinrich Hamelmann nach Gohfeld und für ihn Lehrer Rosenbaum nach Bischofshagen versetzt. Da dieser erkrankt war, übernahm Lehrer Paul Schröder die Vertretung bis zu Rosenbaums Pensionierung am 1. April 1926 und von da an planmäßig die Stelle.

Das Abbaugespenst schwebte schon einige Jahre über der Schule, aber die Rückentwicklung der Schule war bisher immer noch vermieden worden. Jedoch am 1. April 1928 beschloß die Gemeindevertretung den Abbau der dritten Lehrerstelle. Wenn auch auf den Einspruch der Elternvertreter Berlin den Abbau nicht genehmigte, so ruhte doch die Stelle vom 1. Mai 1928 bis zum 1. April 1929. Lehrer Schröder wurde nach Wittel versetzt; Lehrer Rudolf Biermann amtierte währen dieser Zeit als Hilfslehrer in Bischofshagen. Die planmäßige Stelle übernahm dann am 1. April 1929 der Lehrer Heinz Schulte

Von besonderer Bedeutung für die Schule war das Jahr 1931. Zunächst ging der langgehegte Wunsch nach einem größeren Schulplatz in Erfüllung. Im Januar begannen die Bodenarbeiten auf dem zwischen Postweg und der Straße Wittel-Löhne unter Hampe urbar gemachten Gelände und waren zu Ostern fertiggestellt. Damit hat Bischofshagen gleichzeitig einen, wenn auch kleinen, Sportplatz erhalten.

Am 1. August verließ Lehrer Ottensmeier Bischofshagen, um eine Stelle in Löhne-Bhf. zu übernehmen. Lehrer Fritz Enkemann wurde sein Nachfolger. Aber im folgenden Jahre machte die schlechte Finanzlage des Reiches einen großen Abbau nötig. In der Gemeinde Gohfeld wurden drei Lehrerstelle (Löhne-Bhf., Wittel und Bischofshagen) abgebaut. Gleichzeitig wurde der nördliche Teil der Krügersiedlung vom Schulbezirk abgetrennt und Löhne-Bhf. zugeteilt. Lehrer Enkemann wurde nach Wittel, Lehrer Schulte nach Ilvese (Kreis Minden) versetzt. Lehrer Heinrich Ottensmeier kam am 15. April 1932 nach Bischofshagen zurück. Zunächst erhielt die Schule noch einen Zuschußempfänger als Hilfskraft (Schulamtsbewerber Ottensmeyer aus Gohfeld und Freimuth aus Grimminghausen); aber nach kurzer Zeit waren nur noch zwei Lehrer an der Schule. Am 1. Oktober 1933 verließ Hauptlehrer Windmann Bischofshagen, um die Hauptlehrerstelle in Schweicheln zu übernehmen. An seine Stelle trat Lehrer Walter Gloerfeld aus Schweicheln.

Die Machtübernahme durch den Nationalsozialismus hatte auch für den Schulbezirk Bischofshagen seine besonderen Auswirkungen. Als die Stadt Herford Garnison wurde, wurde bei der Suche nach einem Standortübungsplatz das Bischofshagener Gelände zwischen Postweg und Langer Straße als geeignetestes festgehalten. Im Süden greift der Plan über den „Brömkensbach“ hinaus in die Gemeinde Schwarzenmoor, im Norden reicht er bis zu den Höhenrücken. Im Westen wird der Platz über den Postweg hinweg bis zu dem Nagelsche Waldgelände (Habaroa) ausgedehnt, während im Osten die Grenze über die Lange Straße bis fast zum Gehöft Richter 21 vorgeschoben wird. Die Hauptverhandlungen werden am 3. September 1934 von Amtsbürodirektor Schepper zum Abschluß gebracht. Erforderlich waren allein in Bischofshagen Grundstücke in der Gesamtgröße von 92,2978 ha. Es wurden zum Austausch angekauft der Hof Krüger (Alte Krüger), Bischofshagen Nr. 14 (Besitzerin Frau Johanne Krüger geb. Westerhold) und Baumann („Visemeier“), Bischofshagen 28 (Besitzer Dietrich Möller, Exter). Dadurch erübrigte sich der geplante Ankauf der Besitzungen Kardinal 77, Flottmann 116, Schneider (Tilker) 29, Selberg 278, Stuke 53 und Vogelsang 35. Der Bauer Hermann Stuke (Stuken Caspars-Herm) verzichtete mit Rücksicht auf sein Alter auf Ersatzland. Tacke 22 erhält den Resthof Krüger (Alte Krüger) 14, Kuhlmann 86 den Resthof Baumann (Visemeier) 28. Der Kaufpreis wurde mit 850 bis 1200 RM je Morgen festgelegt. Es wurden zum Platz benötigt 92 ha 29 a 78 qm. Es wurden erworben 136 ha 48 a 43 qm. Es blieben somit zum Austausch 44 ha 18 a 65qm. Die Forderungen in Barbeträgen sind 430 262 RM. Mit wehem Herzen sah der Natur und Heimatfreund die Anlage des Platzes, da die schönste Ecke unseres Schulbezirkes damit der Verschandelung und Verwüstung freigegeben wurde. Am 1. April 1939 wurde der südliche Teil der Krügersiedlung (Eckernkampsiedlung), der 1938 noch durch eine Kinderreichensiedlung erweitert worden war, von unserem Schulbezirk abgetrennt und dem Schulbezirk Löhne zugeteilt. Das war nun die dritte Beschneidung des hiesigen Schulbezirkes zugunsten der Schule Löhne-Bhf. und damit eine erneute Hemmung in der Entwicklung unserer Schule.

Der Kriegsausbruch gegen Polen am 1. 9. 1939 brachte auch für unsere Schule einschneidende Veränderungen: Lehrer Ottensmeier wurde bereits am 26. 8. 39 zur Wehrmacht eingezogen. Der Schulunterricht wurde bei Kriegsbeginn allgemein für einige Wochen ausgesetzt. Lehrer Gloerfeld blieb bis zum Ende des Schuljahres allein (109 Kinder). Mit Wirkung vom 1. 5. 40 übernahm Lehrer Martin Beyer aus Herford an drei Tagen die Vertretung des einberufenen Lehrers Ottensmeier. Seit Beginn des Westfeldzuges mußte wiederholt Fliegeralarm gegeben werden. Nach nächtlichem Fliegeralarm beginnt der Unterricht erst um 10 Uhr statt um 9 Uhr. Die Aufnahme der Lernanfänger wurde 1941 bis nach den Sommerferien hinausgeschoben und damit allgemein auf Anordnung des Ministers der Beginn des Schuljahres auf den Sommer verlegt. Die Entlassung der Konfirmanden erfolgte jedoch wie bisher zu Ostern. – Der angeordnete Ernteeinsatz der Schuljugend wurde an drei Tagen durchgeführt. der entgegenstehende Unterricht fällt aus. – Von der Schulbehörde wurde am 23. 10. 42 angeordnet, daß mit Rücksicht auf die beschränkte Stundenzahl und die Zeitforderung, soweit das nicht schon geschehen, biblische Geschichte des Alten Testaments  auszuschalten seien. Die bisher übliche Morgenandacht, bestehend aus religiösem Lied und Gebet, wurde bereits ab 27. 7. 41 durch nationale Lieder und Aussprüche des „Führers“ ersetzt. – Unter dem 12. 5. 43 verfügte der Schulrat Dr. Salge, daß Lehrer Beyer von Bischofshagen zurückgezogen wurde und nun den Schulen Wittel und Melbergen-Süd zur Verfügung steht. Die Schüler der oberen Jahrgänge werden mit Wirkung vom  26. 5. 43 auf die Schulen Löhne-Bhf. und Wittel verteilt. Die Grundschule wurde von Lehrer Gloerfeld in Bischofshagen unterrichtet. Lehrer Ottensmeier wurde infolge von Dienstuntauglichkeit im Oktober 1943 bis zu seiner Entlassung beurlaubt und nahm am 1. 11.  den Unterricht wieder auf. Seine endgültige Entlassung aus dem Militärdienst erfolgte am 13. 3. 44. Vom 1. 11. 43 ab wurden wieder alle Kinder in Bischofshagen unterrichtet. Lehrer O. stand an zwei Tagen der Schule Wittel zur Verfügung. –

Ab 15. 3. 1944 werden die Schüler bei Luftwarnung nach Hause geschickt. Selten verging noch ein Tag ohne Unterbrechung des Unterrichts.

Am 29. 4. 1943 wurde das neue Amtswasserwerk in Bischofshagen in Betrieb genommen. Die Schule konnte ebenso wie der höhergelegene Teil des Schulbezirkes nicht an die Wasserleitung angeschlossen werden. Das endgültige Bohrloch hatte eine Tiefe von 70 Metern.

Der verstärkte feindliche Luftkrieg und die nicht mehr aufzuhaltende eigene Niederlage machten sich auch in unserer Heimat immer mehr bemerkbar. Im Frühjahr 1944 stürzten kurz nacheinander aus den nach Hunderten zählenden Bombenge-schwadern zwei viermotorige amerikanische Bombenflugzeuge in unserem Schul-bezirk brennend ab. Das eine fiel im Hellweg auf da Grundstück Schepper, das andere unweit des Gehöftes Johannsmeier 11 auf den Acker von Bauer Bögeholz. Beide Flugzeuge brannten vollständig aus. Personen kamen dabei nicht zu Schaden, da die Besatzungen vorher mit Fallschirmen abgesprungen waren. Im November fielen besonders bei Nacht zahlreiche Einzelbomben in der näheren und weiteren Umgebung. Am 18. November viel die erste Bombe in unserem Schulbezirk in unmittelbarer Nähe des Gehöftes Augustin 101. Außer einigen Fensterscheiben war kein Schaden zu beklagen. Am 17. Januar 1945 fielen weitere sechs schwere Bomben, beginnend bei Bögeholz Nr. 9, endend bei Augustin 63. Schwerbeschädigt wurden die Häuser Diestelhorst 173, Augustin 63 und Müller 63. Fast sämtliche Häuser des Lehmstiches wiesen mehr oder weniger starke Beschädigungen auf. Sogar die Schule hatte an der Nordseite Fensterscheiben eingebüßt.

Der furchtbarste Tag des ganzen Krieges wurde für unsere engere Heimat der 14. März 1945. Während die benachbarten Städte schon früher wiederholt Ziel feindlicher Bombenangriffe waren, war der bedeutende Eisenbahnknotenpunkt Löhne bisher verschont geblieben. In den frühen Nachmittagsstunden des 14. März ließen die über uns stehenden Angriffszeichen keinen Zweifel mehr aufkommen. Die Bewohner der Schule hatten sich, wie so oft in der letzten Zeit im Schulkeller eingefunden, als auch schon die ersten Bomben fielen. Der Versuch, Umschau zu halten, wurde aufgegeben, als das Klirren der Fensterscheiben erkennen ließ, daß auch in unmittelbarer Nähe der Schule Bomben eingeschlagen sein mußten. Der erste Bombenkrater befand sich dann auch etwa 20 bis 30 m südöstlich der Schule im Garten des Landwirts Kruse (Lüttken Kroeger). Die Fensterscheiben an der Ostseite waren sämtlich zersplittert. Auch an der Südseite der Schule mußten einige Klassenfenster, wie Fenster beider Wohnungen mit Sperrholz notdürftig ausgebessert werden. Zahlreiche Bomben waren im Nordteil des Schulbezirks, beiderseits der Löhner Straße, im Hellweg und im Buchholz gefallen. Menschenleben hatte unser Schulbezirk nicht zu beklagen. Hausschäden entstanden besonders bei Hage 416 und wieder Augustin und Müller 63. Die Scheune des Landwirts Richter Depenbrock 80, die durch eine Brandbombe getroffen war, konnte durch das beherzte Eingreifer des Besitzers und seiner Nachbarn gerettet werden. Aber der angerichtete Schaden verblaßte vollkommen gegenüber dem furchtbaren Unglück, das Löhne-Bhf. betroffen hatte. Unter den weit über hundert Toten befanden sich auch einige ehemalige Schüler unserer Schule. – Das erste Klassenzimmer unserer Schule wurde ausgeräumt, um die zahlreichen Obdachlosen und Flüchtlinge unterzubringen. In fast allen Häusern wurden Obdachlose und Flüchtlinge aufgenommen. Bei jedem folgenden Alarm schien fast ganz Löhne in die ländliche Umgebung zu flüchten. Ähnlich war es bei einbrechender Dunkelheit. – Am 21. Dezember fiel der jüngste Sohn des Lehrers Ottensmeier, Siegfried, im Alter von 18 ½  Jahren bei der letzten Westoffensive in Rocherat, westlich von Monschau. Der Beginn des neuen Schuljahres 1945/46 stand ganz im Zeichen des furchtbaren Zusammenbruchs. Schon während der beiden Ostertage (1. und 2. April) hörte man den Kanonendonner aus westlicher Richtung. Deutsche Truppenverbände und einzelne Truppen durchzogen laufend unseren Ort in Richtung Weser. Auch in den Lehrerwohnungen übernachteten noch einzelne Stäbe. Am Tag nach Ostern rückten die ersten amerikanischen Panzer ein. Zunächst flogen aus Richtung des Truppenübungsplatzes einige Panzergranaten ins Dorf, ohne jedoch ernstlichen Schaden anzurichten. Zu Kämpfen kam es hier jedoch nicht mehr. Lediglich das Gehöft Engelbrecht, Jöllenbeck 32, wurde in Brand geschossen, da in Nähe deutsche Soldaten gesehen worden sein sollten. An allen wichtigen Straßenkreuzungen nahmen Panzer Aufstellung. Sofort wurden überall Haussuchungen nach deutschen Soldaten, Waffen und Munition durchgeführt. Das Schulhaus wurde davon ganz besonders betroffen. Alle Sachen und Gegenstände, die verdächtig erschienen, wie Mützen, Koppel, Decken und Photoapparate, wurden verbrannt oder mitgenommen. Auch Alkohol war sehr gefragt.

In den späten Nachmittagsstunde des 7. April mußten die Schule und die Lehrerwohnungen plötzlich innerhalb 30 Minuten für amerikanische Truppen geräumt werden. Nur das Allernötigste und Greifbare an Bekleidung und Lebensmittel konnte mitgenommen werden. Alles andere verblieb in der Wohnung. Die Unterbringung der Lehrerfamilien gestaltete sich sehr schwierig, da außer der Schule auch noch die Gehöfte Homburg 57, Johannmeier 11, Homburg 74, Meyerkamp 452, Tacke 134, Bögeholz 98, Stuke 2 und Breder 85 für amerikanische Truppen geräumt werden mußten. Dazu kam des Morgens und des Nachmittags nur je eine Stunde Ausgehzeit. Familie Gloerfeld kam zunächst bei Markmann 205, dann bei Richter 80 und später bei Kellermeier 35 unter, Familie Ottensmeier bei Detert 79 (Hellweg). Als am 9. April die Truppen weiterzogen, wurde das Schulhaus und die Gastwirtschaft Bögeholz erneut belegt. Nach zwei weiteren Tagen wurden auch diese Häuser wieder frei. Wie es in den Wohnungen und der Schule aussah, was hier zertrümmert und gestohlen war, soll hier nicht näher aufgezählt werden. Für die Schule wurde eine Aufstellung gemacht, die den Verlust auf 3000 Mark bezifferte. Die fehlenden Sachen waren keineswegs sämtlich von den Soldaten mitgenommen worden, sonder die bei den Bauern untergebrachten Polen hatten sich „versorgt“. Darüber hinaus waren aber auch leider eigene Volksgenossen an den Diebereien beteiligt. Die Säuberung der Schule nahm einige Wochen in Anspruch, und Lehrer Ottenmeier schlich jeden Abend hinter Hecken und Zäune entlang zur Übernachtung in die Schule (Ausgangszeit von 6.30 Uhr bis 20.30 Uhr). Als die notwendigen Voraussetzungen für den Wiedereinzug geschaffen waren, wurde das Schulgebäude mit dem Sportplatz und den Häusern Bögeholz 98, Homburg 456, Homburg 487, Jurkewitz 469 und Busch 467 erneut beschlagnahmt. Mitte Mai zog hier eine englische Funkeinheit ein. Auf dem Gelände Homburg 57 und Johannsmeier 11, zwischen Schule und Hellweg, und auf dem Gelände Stühmeier 5 wurden Funkstationen aufgebaut.