Der "Stickdorn", ein germanisches Heiligtum?

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  Das jetzige Wohn- und Wirtschaftshaus des Hofes wurde von Meister Friedrich Kassebaum für Hermann Heinrich Korsmeier und Anna Margreta Ilsabein Stienkemeier am 15. Mai 1799 erbaut. Der Hausspruch: "Ach Herr, lehr mich bedenken, daß ich sterben muß, das mein Leben ein Ziel hat und ich davon muß", ist samt den Angaben über die Erbauer des Hauses; "versunken und vergessen". Auch dieser geschnitzte Haustürbogen mußte. der modernen Zeit weichen.- Doch wollen wir hier eine mündliche Überlieferung anführen, nach der dieses Haus das erste Haus war, das Meister Kassebaum nicht, wie bisher üblich, mit Stroh deckte, sondern Dachziegeln auf Strohdocken verwandte. Die Nachbarn, die mit Mißtrauen und Zweifel dieser Neuerung gegenüberstanden, behiel­ten recht, denn bei dem ersten starken Winde flogen die meisten Ziegel vom Dach herunter. Aber Meister Kassebaums Neuerung hat sich dann doch noch durchgesetzt. - Das Heuerlingshaus ließen Hermann Heinrich Korsmeier und Anna Maria Elisabeth Bonkers am 15. Julius 1825 von Baumeister Stuke errichten. Auch hier mahnt der Eichenbalken noch nach fast 140 Jahren: "Jesu, der dies Haus gegeben, will auch gerne darin leben, denn es kann es vor Gefahren besser als der Mensch bewahren." - Der "Korshof" gelangte auf dem Wege der Vererbung über die Strothölters in den Besitz der Familie Bögeholz. Der jetzige Besitzer ist der Landwirt Fritz Bögeholz, Bischofshagen Nr. 30.  
  Ob die Besitzung Bischofshagen Nr.59, jetziger Besitzer August Böndel, eine Abzweigung vom Ottenshof ist, läßt sich nur vermuten Das mehrfach erwähnte Register aus dem Jahre 1682 spricht dafür. Unter der Nummer 51 wird hier der Bringsitzer Otto Puls, vorhin Jobst ufn Stückthurm aufgeführt. Oben wurde bereits erwähnt, daß im Verzeichnis der Hand- und Spanndienste vom Jahre 1680 der Besitzer des Ottenshofes auch Jost ufn Stickdorn ist. Auch der kleine Landbesitz und die geringen Verbindlichkeiten lassen darauf schließen, daß es sich um eine Neugründung handelt. Er gibt lediglich ein Rauchhuhn, 13 Groschen Zuschlagsgeld und 4 Pfennig Ostergeld und leistet 4 freie Dienste jährlich. Er verfügt auch nur über 2 3/8 Morgen 6 Ruthen Land, wovon 1/8 Morgen Gartenland ist.
Da kommen wir nun zu der letzten Besitzung auf dem Stickdorn, zum Gehöft des Landwirts Heinrich Richter, Bischofshagen Nr.64. Auch hier hat sich neben dem Hausnamen Richter der Vorname Klaus bis in die Gegenwart hinübergerettet, obwohl die junge Generation sich immer mehr auf den Namen Richter beschränkt. Diese Besitzung scheint um das Jahr 1700 begründet zu sein, zumal schon die Hausnummern bis einschließlich 63 im Jahre 1682 bestehen. Bereits im Jahre 1752 nennt der Clauß Richter ein Pferd, eine Kuh, zwei Rinder und ein Sehwein sein Eigen. Heute ist die Besitzung etwa 26 Morgen groß. Das heutige Wohnhaus wurde am 16.
Juni 1841 durch Peter Heinrich Richter und Annemarie Linneweber erbaut. Sowohl die Familiendaten wie auch der bekannte Hausspruch: "Jesus, der dies Haus gegeben", würden für den Heimatfreund und die Nachkommen der Erbauer wieder besser lesbar werden, wenn die bunte Ausmalung erneuert werden könnte.

Wir wollen noch erwähnen, daß die genannten Höfe und Besitzungen auf dem Stickdorn nicht nur an der sie unmittelbar umgebenden allgemeinen Mark interessiert und berechtigt waren, sondern daß sie auch an den in den Gemeinden Exter und Schwarzenmoor liegenden Gemeinheiten Arendholz und Dornberger Heide ein Anrecht hatten, das dann in der Teilung dieser Gebiete im Jahre 1842 niederschlägt. Bei den genannten Gemeinheiten handelt es sich teils um private Holzteile, teils um aus nackten Weideplätzen bestehende, zu gemeinschaftlicher Hude benutzte Flächen. - Der Flachsbearbeitung war dadurch Rechnung getragen, daß jeder Hof in der Nähe der "Bihke", dem Quellbach des Brömkensbaches, eine Flachsröte hatte, da hier durch den ständigen Wasserreichtum das Flachsröten gesichert war. Auch heute noch befinden sich diese kleinen Parzellen im Besitz der alten Eigentümer, wenn auch die Flachsbereitung sich längst überlebt hat. - Aber noch eins ist geblieben aus der "guten alten Zeit", das ist die gute Nachbarschaft! Möge sie auch in Zukunft je länger, je mehr das Bindeglied "derer vom Stickdorn" sein und bleiben!

 
 

 
 

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