Lebendige Geschichte im Internet
Reinhilde Lübben und Friedrich Wilhelm Büscher gestalten Seite über
Heinrich Ottensmeier
Von Frank Dominik Lemke
Löhne (LZ). Heinrich Ottensmeier war ein Mensch, der seinen lebensfrohen
Blick auf die Löhner Heimat in
plattdeutsche Geschichten gekleidet hat. Reinhilde Lübben und Friedrich
Wilhelm Büscher veröffentlichen jetzt die
Werke des 1983 verstorbenen Lehrers im Internet.
Reinhilde Lübben hat sich vorgenommen, jeden Tag weitere ein bis zwei
Texte auf die Internetseite zu stellen: »Das ist etwas,
mit dem ich meinem Vater sehr nahe bin«, sagt die 56-jährige. Das Buch »indago
episcopi - Der Hagen des Bischofs« - ist auf
der Internetseite bereits abrufbar. Auch Texte über die »Waldbühne
Wittel« haben die Tochter und der ehemalige Schüler zum
Teil online gestellt. Ein paar Mausklicks weiter öffnet sich eine Seite
über den Pädagogen Heinrich Ottensmeier. Und unter dem
Link, der seinen Stammbaum zeigt, öffnen sich zwei Seiten aufgelisteter
plattdeutscher Texte.
Reinhilde Lübbens Vater war Lehrer in der Grundschule Bischofshagen, in
der sie geboren wurde. Das Haus ihrer Kindheit ist
inzwischen zum Heimatmuseum geworden. Wo heute Glasvitrinen und
Infotafeln auf dem Parkett stehen, saß sie einst als
Schülerin ihres eigenen Vaters auf Holzbänken und hörte dem Unterricht
zu. Wo seinerzeit die Tafel stand, blickt heute ein
stummes, bunt gemaltes Mammut von der Wand herab. »Er war ein sehr
liebevoller Vater. Im Unterricht jedoch ging er streng mit seinen
Kindern um, da er nicht den Eindruck erwecken wollte uns zu bevorzugen«,
erinnert sich Reinhilde Lübben.
Mit dem Schüler Friedrich Wilhelm Büscher verband Heinrich Ottensmeier
keine Verwandtschaft, sondern Leidenschaft. Beide,
Lehrer und Schüler, begeisterten sich für Heimatkunde und die
plattdeutsche Sprache. Sie engagierten sich auf der
Freilichtbühne »Waldbühne Wittel«, begegneten sich in der Löhner
Landjugend und auf Kreis-Landjugendfesten in Ennigloh.
Seitdem sind die Jahrzehnte verstrichen. An die Waldbühne am Kabökenweg
erinnern nur noch die Erzählungen. Von Heinrich
Ottensmeier sind viele Fotos und Erinnerungen geblieben.
Über seine Alltagserlebnisse schrieb Heinrich Ottensmeier seinerzeit
Geschichten und veröffentlichte sie in Tageszeitungen.
Nach seinem Tod begann Friedrich Wilhelm Büscher mit dem Abtippen auf
dem Computer, um sie digital zu sichern. Vor fünf
Jahren reservierte Reinhilde Lübben die Internetadresse. Heute setzen
sie gemeinsam Stück für Stück die Erinnerungen in das
Internet.
Als Reinhilde Lübben das erste Mal den Namen ihres Vaters in eine
Suchmaschine eingab, antwortete der Computer schon mit
passenden Ergebnissen. Sie war überrascht und dachte: »Mensch Papa. Wenn
du wüsstest, dass du schon im Internet bist.«
Heute sind es bereits zehn Treffer. Ganz oben auf der Ergebnisliste
steht die Internetseite seiner Tochter.
So ein Projekt braucht zwei Dinge: Zeit und Leidenschaft. »Das kann man
nicht einfach nebenher machen. Das ist einfach ein
Teil unseres Lebens«, sagt Friedrich Wilhelm Büscher. Vielleicht wollen
sie zusammen noch ein Buch über Heinrich Ottensmeier
herausbringen, aber auch nur vielleicht. Die Vorteile des Internets
liegen für Reinhilde Lübben und Friedrich Büscher auf der
Hand: Querverweise leiten den Leser zu inhaltlich passenden Texten. Sie
können Tonaufnahmen hochladen. Eine Übersetzung
der plattdeutschen Texte ins Hochdeutsche ist geplant. Ein Buch könnte
all diese Möglichkeiten nicht bieten.
www.heinrich-ottensmeier.de