100 Jahre Schule Wittel (1976)

von
Heinrich Ottensmeier

 

1876 von den Schulbezirken Bischofshagen und Gohfeld abgezweigt

Mehrere Jahrhunderte hindurch hatte die Gemeinde Gohfeld, jetzt Ortsteil der Stadt Löhne, nur zwei Schulen, nämlich die Volksschulen in Gohfeld und Bischofshagen. Aber nach dem Ende des deutsch-französischen Krieges und nach der Gründung des deutschen Reiches machte sich auch in dieser Gemeinde ein ungeahnter Aufschwung bemerkbar. Diese Entwicklung läßt sich in etwa auch erkennen, wenn man bedenkt, daß innerhalb von elf Jahren in der Gemeinde Gohfeld  drei neue Schulbezirke begründet und drei neue Schulen gebaut wurden, und zwar Wittel 1876, Löhne-Bhf. 1882 und Melbergen (Süd) 1887. Neben der großen Kinderzahl waren für die Bildung der neuen Schulbezirke die weiten und schlechten Wege von ausschlaggebender Bedeutung.

Am 1. Oktober 1876 wurde der Schulbezirk Wittel aus Teilen der Schulbezirke Bischofshagen und Gohfeld gebildet. Von Bischofshagen wurden die Siedlungsgruppen Wittel, Stickdorn, Thran und Kohlflage, von Gohfeld der Sudbrink, die Burg und Teile vom Neuernhagen abgetrennt.

Trotz der Neugründung des Schulbezirkes Melbergen war die Raumnot in der Schule Wittel nicht behoben, da eben ein Raum in keiner Weise mehr ausreichte. Da beschloß man, ein ganz neues Schulhaus zu bauen, das gleichzeitig als Raum für die Abhaltung von Gottesdiensten für den abgelegenen südlichen Teil der Kirchengemeinde Gohfeld benutzt werden könnte.

Der Grundstein der neuen Schule wurde am 2. November 1900 gelegt. Der Text der im Grundstein vermauerten Urkunde lautet:

„Diese Schule wurde erbaut Anno MDCCCC mit einem Kostenaufwand von 10 000 Mark mit Beihilfe der Königl. Regierung von der Gemeinde Gohfeld n.d. Plänen des Architekten Silken z. Bad Oeynhausen. Nachdem die Beschlußfassung d. Gemeinde am 26. Februar erfolgt war, wurde Anfang Oktober desselben Jahres mit dem Bau begonnen. Die Grundsteinlegung fand in Gegenwart der Unterzeichneten a. 2. November 1900 statt. Mit Gottes Hilfe soll der Bau soweit gefördert werden, daß die Schule am 1. April 1901 ihrer Bestimmung übergeben werden kann.

Wittel am Tage der Grundsteinlegung.

 

Schrakamp,                                                     Sunderbrink,                                        Dustmann,
Leutnant z. D. Amtmann                           Gemeindevorsteher                      Gemeindevertreter

 

Sielken                                                            K. B. Grauthoff,                                        Bröker,
Architekt                                               Hilfsprediger auf dem Wittel                               Lehrer,

 

Baumann,                                                             Rasche,                                       Wittelmeier.“
Schulvorsteher,                                             Bauunternehmer

 

Auch der Wortlaut einer Anlage soll hier wiedergegeben werden: „Mit diesen Bekenntnisschriften (Neues Testament, Kleiner Katechismus D. Martin Luthers und Herforder Katechismus) übergeben wir unser Bekenntnis dem Grundstein. Froh und Gott dankbar, daß wir noch eine reine lutherische Gemeinde sind. Wir bleiben bei Luthers Lehr, denn Gottes Wort und Luthers Lehr vergehen nun und nimmermehr!

 

Wittel, 2. XI. a. D. 1900.                                                                       Grauthoff Hilfsprediger.“

Am 24. Mai 1901 fand die feierliche Einweihung der Schule durch den damaligen Kreisschulinspektor Pfarrer August Schlüpmann (Mahnen) statt.

Die beiden Klassenzimmer und das Schulflur waren zu einem Raum zu verbinden, in dem dann bis zum Neubau des Wittleler Gemeindehauses im Jahre 1914 sämtliche Gottesdienste gehalten wurden und sich das Leben der christlichen Vereine abspielte. Sogar einen Turm mit Glocke erhielt die Schule. Noch bis zum Jahre 1960, als das Gebäude abgerissen wurde, hat die Glocke von der Schule aus die Gemeinde zum Gottesdienst im Gemeindehaus geladen. Doch die Witteler Glocke wurde zur „wandelnden Glocke“. Nachdem sie noch etwa vierzehn Jahre ihren Ruf vom Gemeindehaus hatte erklingen lassen, trat sie, nach dem Neubau der Lukaskirche in den Ruhestand versetzt, die große Reise ins ferne Afrika an, um dort ihren Ruferdienst unter den dunkelhäutigen Christen zu tun und damit die Verbundenheit des Wittels mit den afrikanischen Christen zu dokumentieren.

Die zweite Lehrerstelle wurde erstmals am 16. November 1901 durch den Lehrer Eduard Sudbrack, bisher in Lengerheide bei Werther, besetzt und das alte Klassenzimmer zur Dienstwohnung für den zweiten Lehrer durchgebaut. Während Sudbrack seiner einjährigen Militärpflicht genügte, vertrat in Lehrer Wösthoff aus Witten.

Im November 1905 erkrankte Lehrer Bröker an Ischias. Zu dieser Krankheit gesellte sich ein Lungenentzündung, der der Kranke Anfang Februar 1906 erlag. Er wurde unter großer Anteilnahme auf dem Gohfelder Friedhof beigesetzt. – Die erste Lehrerstelle wurde dem bisherigen zweiten Lehrer Eduard Sudbrack übertragen, währen die zweite Stelle der seit März in Wittel aushilfsweise beschäftigte Lehrer Brambach aus Osnabrück übernahm. Im Jahre 1907 wurden die beiden Besitzungen Melbergen 36 und Melbergen 64 wegen der Länge des Schulwegs wieder dem Schulbezirk Wittel zugewiesen. In diesem Jahre mußte die Schule vom 26. Mai bis 8. Juni ausgesetzt werden, da mehr als 70% aller Kinder an Masern erkrankt waren. Ein Kind erlag dieser Krankheit.

Am 1. April 1908 trat das neue Schulunterhaltungsgesetz vom 28. Juni 1906 in Kraft. Es brachte für die Schule in sofern eine Änderung, daß die bisherigen Einzelschulverbände von Gohfeld, Bischofshagen, Wittel, Melbergen und Löhne-Bahf. aufgelöst wurden und ein neuer Schulvorstand für die ganze Gemeinde gebildet wurde. Mitglieder dieses Schulvorstandes wurden Amtmann Schrakamp, Pfarrer Ordelheide, Gemeindevorsteher Sunderbrink, Hauptlehrer Bulk, Kolon Bögeholz für Gohfeld, Kolon Krüger für Bischofshagen, Kolon Baumann für Wittel, Kolon Friedrichsmeier für Melbergen und Kolon Hildebrand für Löhne-Bhf.

Am 1. September 1909 erhielt die Kirchengemeinde Gohfeld den zweiten Pfarrer, der seinen Wohnsitz in Wittel nahm. Pastor Theodor Brünger, der schon fast acht Jahre lang Hilfspredigerdienste in der hiesigen Gemeinde geleistet hatte, wurde am 30. November als zweiter Pfarrer eingeführt. Im wurde die Schulaufsicht über die Schulen Wittel und Melbergen übertragen.

Lehrer Eduard Sudbrack verließ am 1. April 1910 den Wittel, um in seiner Heimat, in Oberheesen bei Bielefeld, eine Schulleiterstelle zu übernehmen. Er ist dort im Jahre 1975 im Alter von fast 93 Jahren verstorben.

Sudbracks Nachfolger auf dem Wittel wurde Lehrer Franz Großjohann aus Gohfeld. Dieser widmete sich sowohl schulisch wie auch in seiner freien Zeit in besonderer Weise der Musik. Es dauerte nicht lange, da waren auf dem Wittel die ersten Trommeln, Flöten und Signalhörner angekommen, und nach wenigen Wochen begleitete eine schneidige Schülerkapelle die Schuljugend auf ihren Wanderungen und Ausflügen. – Die zweite Lehrerstelle übernahm am 1. April 1911 Lehrer August Hellmann aus Enger für den nach Bielefeld versetzten Lehrer Brambach.

Die Bautätigkeit im Schulbezirk Wittel, besonders auf der „Heuchte“, ließ die Schülerzahl wieder auf 200 anwachsen. So wurde dann die Schule a. 1. April 1913 in eine fünfklassige umgewandelt. Als dritte Kraft sandte die Regierung den Schulamtsbewerber Heinrich Wehmeier aus Gohfeld. Man darf sagen, daß hier die Schule auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung stand.

Der Ausbruch des ersten Weltkrieges ließ auch die Witteler Schulverhältnisse nicht ungestört. Die beiden jungen Lehrer wurden eingezogen, und Lehrer Wehmeier fiel im Februar 1915 im Osten, Lehrer Hellmann im Oktober 1917 im Westen. Der Unterricht wurde durch Hauptlehrer Großjohann und die technische Lehrerin Emma Bröker notdürftig aufrechterhalten. – Darüber hinaus aber war auch die Schule die Zentrale für die Betreuung der Soldaten und der Angehörigen in der Heimat. So wurden zum Beispiel zu Weihnachten 1917 allein 17o Weihnachtspakete ins Feld geschickt. Franz Großjohann stand mit Rat und Tat zur Seite, wenn es um Reklamationen oder um Urlaub für die Soldaten ging. Dem nimmermüden und opferfreudigen Lehrer wurde in Anerkennung seiner Verdienste um die Kriegshilfe das Kriegsverdienstkreuz verliehen.

 Als nach dem unglücklichen Ende des Krieges Fritz Becker aus Tengern zum Wittel versetzt wurde und Lehrer Rosenbaum, der für den gefallenen Lehrer Wehmeier abgeordnet war, aus der Gefangenschaft heimkehrte, konnte der Unterrichtsbetrieb wieder voll aufgenommen werden. Doch mußte sich Lehrer Rosenbaum mit Rücksicht auf seine in der Gefangenschaft stark beeinträchtigte Gesundheit bald beurlauben lassen. Die Vertretung – und später, als Rosenbaum nach Melbergen versetzt wurde, auch die planmäßige Stelle – übernahm Lehrer Reinhard Schuckenböhmer aus Schweicheln.

Dem ersten im Jahre 1920 gewählten Elternbeirat gehörten die Landwirte Schmidt, Jöllenbeck Nr. 34, und Pahmeier, Bischofshagen Nr. 40, und der Arbeiter Siekmann, Jöllenbeck Nr. 110, an.

Im Jahre 1921 schied nach einer Tätigkeit von mehr als zehn Jahren Hauptlehrer Franz Großjohann vom Wittel, um die Rektorstelle in Löhne-Bhf. zu übernehmen. Vom 1. November 1921 an wurde die Schulleiterstelle in Wittel, mit dem Hauptlehrer Opitz aus Chmilinka, Kreis Nowy Tomyysl (Polen), wieder besetzt. Lehrer Becker wechselte am 1. Februar 1923 mit dem Lehrer Schuhmacher aus Schnathorst, der dann aber bereits am 1. April 1925 zusammen mit dem Schulleiter Opitz in den Ruhestand trat. Der damit verbundene Abbau einer Lehrerstelle traf die Schule Wittel besonders hart. Die Schulleiterstelle übernahm Lehrer Hermann Heidenreich aus Raderhorst, die freie Lehrerstelle Schulamtsbewerber Heinz Schulte aus Herford.

Aber auch nun war der ständige Lehrerwechsel noch nicht abgeschlossen. Bereits am 1. Oktober 1927 ging Hermann Heidenreich nach Löhne-Bhf. und übernahm die durch die Pensionierung von Franz Großjohann freigewordene Rektorstelle. Lehrer Krahe wurde zunächst mit der Vertretung beauftragt. Als die Witteler Schulleiterstelle am 1. April 1928 wieder entgültig besetzt wurde, kam Lehrer Krahe nach Melbergen-Süd. Infolge des Abbaues der dritten Lehrerstelle in Bischofshagen mußte Lehrer Schulte sein Wirkungsfeld mit Oldinghausen vertauschen. Sein Platz nahm Lehrer Paul Schröder aus Bischofshagen ein. – Nun traten für einige Jahre beständige Verhältnisse ein.

Eine besondere Pflege fand in Wittel das Turnen und vornehmlich das Schlagballspiel. Im Jahre 1926 errang die Schule das neue Amtsbanner und darüber hinaus auch noch das Kreisbanner. Zwei Jahre später konnte das Amtsbanner zum zweiten Male erkämpft werden. – Lehrer Reinhard Schuckenböhmer war auch ein eifriger Förderer der Eichenkreuzturnarbeit auf dem Wittel.

Schon seit langen Jahren hatten sich im Witteler Lehrerwohnhaus mancherlei Mängel gezeigt, die einer dringenden Abhilfe bedurften. Man mußte einen Wohnhausneubau in Erwägung ziehen. Nach 17 Besichtigungen beschloß der Gemeinderat den Neubau unter der Voraussetzung, daß die Regierung einen beträchtlichen Zuschuß zur Verfügung stelle. Dank der persönlichen Bemühungen des Bürgermeisters Pötting konnten die Voraussetzungen erfüllt und am 28. Juni 1928 mit den Ausschachtungsarbeiten begonnen werden. – Gleichzeitig wurde eine gründliche Überholung des Schulhauses durchgeführt. Die beiden Rollwände, die die Klassenräume zum Flur hin abschlossen, wurden beseitigt und durch feste Wände ersetzt. Durch Abteilung des früheren Altarraumes wurde das benötigte Lehrmittelzimmer geschaffen.

Volksschule Wittel

die Räume wurde auch von der Kirchengemeinde Gohfeld (Pfarrbezirk Wittel) für Gottesdienste genutzt

Foto: Heinrich Ottensmeier

 

 gebaut 1928

Foto: Heinrich Ottensmeier

Der Abbruch der im Jahre 1876 erbauten Schule wurde am 3. Dezember 1928 begonnen. Das Haus, zuletzt eben nur als Lehrerwohnung genutzt, wurde für 115o Mark  auf Abbruch verkauft.

Infolge der Sparnotverordnung der preußischen Regierung wurden in der Gemeinde Gohfeld zum Beginn des Schuljahres 1932/33 drei Lehrerstellen abgebaut, eine davon in Wittel. Infolge dieses Abbaues wurde Lehrer Schuckenböhmer nach Obermehnen, Lehrer Schröder nach Neuenbaum bei Hille versetzt. Für die beiden scheidenden Lehrer kam Fritz Enkemann, der kurze Zeit in Bischofshagen unterrichtet hatte, zum Wittel. Vorläufig erhielt die Schule für die dritte Stelle noch einen Hilfslehrer. Als solche waren die Schulamtsbewerber Ottensmeyer, Schröder und Kahre hier nacheinander tätig. Auch in der Schulleitung trat in Auswirkung des Lehrerabbaues ein Wechsel ein. Hauptlehrer Horstmeier übernahm die Schulleiterstelle in Sundern bei Herford, und die erste Lehrerstelle auf dem Wittel wurde Lehrer Klocke aus Bethel übertragen, der dann die Schule bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1960 leitete. Für den nach Bieren versetzten Lehrer Enkemann kam Lehrer Heinrich Vorhölter zum Wittel.

Bei Ausbruch des zweiten Weltkrieges wurde Lehrer Wilhelm Klocke zur Wehrmacht eingezogen. Lehrer Vorhölter erhielt, zeitweise mit halber Kraft, Unterstützung durch den Lehrer Beyer aus Herford. Als Lehrer Heinrich Ottensmeier dienstuntauglich vom Militär nach Bischofshagen zurückkehrte, unterrichtete er vom 1. 11. 1943 an zwei Tagen in der Woche auch an der Schule Wittel.

Beim Einmarsch der amerikanischen Truppen am 3. April 1945 gingen die beiden Wohn- und Wirtschaftsgebäude von Stürmer, Bischofshagen Nr. 55, und  von Niemeier, Melbergen Nr. 48, in Flammen auf. Der Schulunterricht wurde von den Besatzungsmächten untersagt. Er konnte erst im Herbst wieder aufgenommen werden. Die Lehrer wurden während dieser Zeit durchweg mit Wegearbeiten beschäftigt. – Auf Anordnung der Militärregierung begann das Schuljahr, das seit 1941 im Herbst seinen Anfang nahm, wieder nach den Osterferien. Soweit noch nicht geschehen, mußten bis zum 24. Januar 1946 alle nationalsozialistischen Lehr- und Lernmittel, insbesondere die Landkarten, vernichtet oder beim Amt abgegeben werden. Als einzige Lernbücher verblieben den Kindern noch Bibel und Gesangbuch. Erst im neuen Schuljahr erhielten die Schulen Notbücher. Für die Grundschule gab es Fibeln, Lesebücher und Rechenbücher. Auf je zwei bis fünf Kinder entfiel ein Buch. Hefte und Tafeln gab es ebenfalls in völlig unzureichender Anzahl. Griffel gab es überhaupt nicht. Viele Kinder schrieben mit Drahtnägeln oder mit sogenannten Dauergriffeln.

Nachdem allmählich wieder geordnete Verhältnisse eingetreten waren, konnte im Jahre 1948 die dritte Lehrstelle wieder eingerichtet werden. Sie wurde mit der Lehrerin Frieda Klinksiek besetzt.

Ein besonders aufregendes Jahr  für den Wittel und seine Schule war das Jahr 1957. Die Witteler Schulpflegschaft sprach sich für eine Zusammenlegung der Schulen Wittel und Bischofshagen aus, um in einem größeren Schulsystem bessere Unterrichtsmöglichkeiten zu erreichen, als sie in den kleinen Schulen möglich sind. Der Kampf um das Für und Wider der Zusammenlegung nahm oft Formen an, die nicht mehr als sachlich zu bezeichnen waren. In dieser unerquicklichen Lage wandte die Gemeinde Gohfeld das demokratische Mittel der Urabstimmung an. Auf dem Wittel sprachen sich von 683 Wahlberechtigten 354 für die Beibehaltung des selbständigen Schulbezirkes und nur 121 für die Zusammenlegung der beiden Schulbezirke aus. In Auswirkung dieser Entscheidung entschloß sich die Gemeinde für einen Schulneubau auf dem Wittel.

Bereits am ersten Mai 1958 konnte der Grundstein zu der neuen Schule gelegt werden, nachdem der erforderliche Grundstückserwerb getätigt war. Am 14. August 1959 war dann der große Tag der Freude für Eltern und Schüler auf dem Wittel gekommen. An diesem Tage konnte die Schule in Gegenwart zahlreicher Ehrengäste ihrer Bestimmung übergeben werden. Die Schule enthält außer den erforderlichen Nebenräumen drei Klassenzimmer, ein Lehrerzimmer, einen Gruppenarbeitsraum und eine Aula als Mehrzweckraum. Der Schule,  die nach den Plänen des Löhner Architekten Stopper erbaut wurde, wurde im rechten Winkel eine Pausenhalle mit Klosettanlage angebaut.

 

Foto: Heinrich Ottensmeier

 

Foto: Heinrich Ottensmeier

 

Foto: Heinrich Ottensmeier

Die Nachfolge des vorzeitig in den Ruhestand getretenen Hauptlehrers Wilhelm Klocke trat Lehrer Walter Flachmann aus Melbergen an. Im zu Seite standen die Lehrerinnen Brigitte Bratsch, Liselotte Herzog und Anneliese Krüger. Für die in den Ruhestand gehende Lehrerinn Bratsch kam Lehrerin Herta Döpke aus Bischofshagen nach Wittel und wirkte dort bis zum Ende des Schuljahres 1972/73.

Neue Aufregung brachte das Jahr 1968. Im Zuge der Neugliederung des Volksschulwesens in Nordrhein-Westfalen stand der Vorschlag des Kreises Herford zur Entscheidung , ob die Volksschule Wittel oder die Volksschule Bischofshagen als Grundschule eingerichtet, während die andere aufgelöst werden sollte. Am 24. April beschloß die Gohfelder Gemeindevertretung mit 15 gegen 4 Stimmen bei einer Enthaltung, die Schule Wittel zu einer selbständigen  einzügigen Grundschule zu machen und die Schule Bischofshagen aufzulösen. Die Grenzen des Grundschulbezirkes wurden so festgelegt, daß in Bischofshagen die Häuser beiderseits des Alten Postweges und des Windmühlenweges mit in den Schulbezirk Wittel einbezogen wurden. 39 Kinder, einschließlich der neuen Lernanfänger, kamen von der Schule Bischofshagen zum Wittel. Die Kinder der oberen vier Klassen der Schule Wittel wurden der Hauptschule Melbergen überwiesen.

Ein harter Schlag traf die Schule Wittel, als ihr Schulleiter Walter Flachmann im Juni 1972 auf einer Urlaubsreise in Südtirol bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückte. Unter großer Anteilnahme der Schulgemeinde wurde er zu Grabe getragen. – Die Schulleitung übernahm vertretungsweise Lehrerin Annliese Krüger. Hauptlehrer a. D. Heinrich Ottensmeier aus Bischofshagen half mit halber Stundenzahl für ein Jahr in Wittel aus. Die freie Rektorstelle wurde dann mit Beginn des Schuljahres 1973/74 dem Lehrer Alfred Zuch aus Spenge übertragen. Bei Abschluß des Schuljahres 1975/76 unterrichteten hier neben ihm noch die Lehrerinnen Annliese Krüger, Waltraud Krämer (bis 31. 7. 1976) und Lotte Gräper. Zeitweilig waren auch noch Frau Helga Zuch und Pfarrer Elmar Jasper an der Schule beschäftigt. – Bis zum Abschluß des Schuljahres war auch der Schulkindergarten der Stadt Löhne in der Schule Wittel untergebracht. Dort unterrichteten Jutta Krüger und Ingeborg Brana.

Die Feier zum hundertjährigen Bestehen der Schule Wittel wurde mit Rücksicht auf den Schuljahrsschluß vorverlegt und vom 10. bis 11. Juli 1976 durchgeführt. Die Feier nahm mit einem Festgottesdienst ihren Anfang. In der Programmgestaltung wurden neben den Schulkindern auch die Witteler Vereine, insbesondere die Waldbühne, der Posaunenchor und die Feuerwehr, mit eingesetzt. Schulleiter Rektor Alfred Zuch, Bürgermeister Heinrich Schneider u.a. hielten Begrüßungsansprachen. Hauptlehrer a. D. Heinrich Ottensmeier, selbst von 1904 bis 1911 Schüler und wiederholt aushilfsweise auch als Lehrer an der Schule tätig, ging in seinem Festvortrag besonders auf die Geschichte der Schule ein. – An den Gräbern der verstorbenen Schulleiter Klocke und Flachmann wurden Kränze niedergelegt.

Rektor Zuch verließ mit Ablauf des Schuljahres den Wittel, um die Rektorstelle an der Grundschule Gohfeld-Melbergen zu übernehmen. Die freigewordene Rektorstelle in Wittel übernahm Frau Emmy Henseler aus Melbergen. So waren zum 100. Jahrestag der Schule Wittel am 1. Oktober 1976 neben Frau Henseler die Lehrerinnen Anneliese Krüger und Lotte Gräper tätig.

Ich möchte mein Ausführungen schließen mit den besten Wünschen für die Schule Wittel und für weitere erfolgreiche Arbeit an der Jugend. Dieser Wunsch sei zusammengefaßt in dem Dichterwort:

 

                                                „Tue redlich nur das Deine,

                                                tu’s mit Schweigen und Vertrau’n.

                                                Richte Balken, haue Steine,

                                                Gott der Herr wird bau’n!“

 

Aus “Beiträge zur Heimatkunde der Städte Löhne und Bad Oeynhausen“ 1978