Unser Bauernhaus und seine Einrichtungen

von
Heinrich Ottensmeier

 

„Mein Vaterhaus“

Es ist eine bekannte Tatsache, daß unser schwarz-weiß gefächerte Bauernhaus auf dem Aussterbeetat steht, und es ist gewiß der Tag nicht mehr fern, an dem nur noch hier und da ein Museum anzeigt, wie dieses Haus aussah und wie seine Bewohner darin werkten und wirtschafteten.

Wenn nun der Versuch gemacht werden soll, dem alten Fachwerkhaus ein Denkmal zu setzen, so kann hier nicht auf den ganzen Werdegang dieses Hauses eingegangen, auch können nicht die Typen der verschiedenen Landschaften behandelt werden.

Es geht hier auch nicht um das westfälische Bauernhaus oder um das Niedersachsenhaus, sondern um das heimische Bauernhaus, das man vielleicht als Herforder oder Minden-Ravenberger Bauernhaus bezeichnen könnte. Und doch unterscheidet sich das Bauernhaus der Kreise Lübbecke und Minden in manchen Punkten schon wieder von unserem Fachwerkhaus. Ich erinnere hier nur an das überfallende Giebeldach, den „Kipp“, an den überbauten Deeleneingang, das „Voschöpsel“, und an die Pferdeköpfe an der Giebelspitze. Auch die Einteilung der „Nihndüa“ weicht oft von der bei uns gebräuchlichen Weise ab.

Es ist nur zu natürlich, daß mir bei dem Gedanken an das heimische Bauernhaus zunächst das Haus meiner Väter, in dem ich das Licht der Welt erblickte und ,umsorgt von meinen Eltern im großen Geschwisterkreise, meine Jugendzeit verlebte, vor Augen steht.

Der väterliche Hof gehörte zu den mittleren Betrieben unserer Heimat und liegt auf einer Anhöhe des Minden-Ravensberger Landes, dem Stickdorn an der Knickstraße, die vom Wittel nach Exter führt. Wenn sich in den vergangenen Jahren auf diesem Hofe etwas geändert hat, so steht doch das Bild aus meiner Jugendzeit unauslöschlich und greifbar vor mir und sollte mir einstweilen Muster sein für die Beschreibung des westfälischen Bauernhofes und im besonderen das heimische Bauernhauses. Dabei kann das heute noch stehende Bauernhaus selbst meine Erinnerungen wirksam unterstützen.

Wer also vor etwa 60 Jahren von der damals noch wenig belebten Knickstraße auf den Ottenshof zusteuerte, stand nach etwa hundert Schritten vor einem aus Balken und Rickern gezimmerten schweren Hoftor, das auf einer Seite von dem alten Paradiesapfelbaum bewacht wurde.

Meistens war es geschlossen, und wenn man es öffnen wollte, konnte dies nur unter großem Kraftaufwand geschehen. Aber das geschah aber eben nur dann, wenn es sich nicht umgehen ließ, wenn die kleine Kuhherde oder Pferde und Wagen den Hof verließen oder heimwärts eilten. Für uns Kinder, und überhaupt für die Fußgänger, konnte das Ziel viel leichter und schneller erreicht werden, wenn das zwischen Hoftor und dem alten Heuerlingshaus angebrachte „Stiegel“ benutzt wurde. Das Stiegel bestand aus einem aufgerichteten großen Bruchstein, dessen Übersteigen durch vorgelagerte Steine erleichtert wurde.

Vom „Hecke“ aus hatte man dann den Blick frei auf das eigentliche Bauernhaus, das „rechte Haus“. Im schräg gegenüber stand der alte „Schoppen“ mit dem „Backse“. Doch wollen wir, bevor wir uns mit diesen drei Häusern näher befassen, auf dem mehr als vier Morgen großen Hofraum umsehen.

Im weiten Halbkreis umstanden das Wohnhaus hohe Eiche,  in denen es zur Zeit der  Herbststürme unheimlich rauschte und knarrte und aus denen die Eulen und Käuze ihr eintöniges Lied erschallen ließen. Die alten Eichen haben im Laufe der letzten Jahrzehnte, bis auf einige wenige, ertragsreicheren Obstbäumen das Feld räumen müssen.

Es gab zwar auch damals Obstbäume auf dem Hofe, aber die Äpfel erwarben sich erst im Winter unsere Freundschaft, und die Birnbäume standen bei uns auch nicht sehr im Ansehen, denn ihre Früchte lieferten den Saft für das „Birnenkraut“, das uns als Brotaufstrich fast das ganze Jahr begleitete. Eine Ausnahme davon machten der Stammbirnenbaum, dessen süße Erträge im Backofen zu Bratbirnen gedörrt wurden, und der Sommerbirnenbaum, da diese Birnen auch schon unreif schmeckten und der Baum selbst leicht für unsere Spiele zu besteigen war.

Aber da darf ich die für uns Kinder wichtigsten Bäume nicht vergessen: Das waren im Sommer die beiden alten Kirschbäume und im Herbst der große Walnußbaum hinter dem alten Schoppen. Ihre Früchte gehörten in der Hauptsache uns Kindern. Die hohen Kirschbäume zu erklettern, war für die Erwachsenen zu mühsam, und das rote Taschentuch, das uns unsere Mutter um den Hals band, im ihr dahinein für die Untengebliebenen zu pflücken, war selten gefüllt.

Das Fallgut des weitverzweigten Walnußbaumes war in der Frühe unser „persönliches Eigentum“, und wir hatten wegen der scharfen „Konkurrenz“ oft nicht einmal Zeit, vorher die Hose richtig anzuziehen. Nur unser Vater war auf den Walnußbaum nicht gut zu sprechen, und oft ließ er es uns entgelten, wenn die Dachziegel, angeblich durch unsere, in den Walnußbaum geschleuderte Knüppel, beschädigt waren.

Ich würde aber die Eigenart des Bauernhofes nur unvollständig wiedergeben, wenn ich nicht die großen Teiche erwähnte. Sie sollten gewiß auch im Ernstfalle als Feuerlöschteiche dienen, in der Praxis lieferten sie aber das Trinkwasser für das Vieh und dienten der Wäsche von Kartoffeln und Rüben. Im Sommer hatten auch  wir Kinder, weil wir durchweg barfuß liefen, des Abends dort unsere Füße zu waschen. Der Teich der „oberhalb“ unseres Hauses liegt, war nicht so sehr der Freund unsere Jugend, da er unmittelbar von der Wohnstube aus zu übersehen war, während der Teich unten auf dem Hofe für unsere nicht immer „trockenen“ Spiele ungestörte Freiheit ließ. Das Kahnfahren in Mollen oder abgeschnittenen Tonnen war uns verboten, während uns das Schurren im Winter, auch unter Berücksichtigung der Tatsache des schnelleren Verschleißes unserer Holzschuhe, erlaubt war. Der untere Teich  erhielt Zufluß von der in unmittelbarer Nähe liegenden „Welln“. Diese Quelle oblag bis zum Jahre 1888 die Trinkwasserversorgung für den Hof. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde neben dem Wohnhause, vor der „Szuitdüa“, ein Brunnen niedergebracht, aus dem dann das kühle Naß mit einer Winde gezogen wurde. Der Brunnen diente im Sommer auch als Kühlschrank für marktfertige Butter.

Der untere Teich hatte einen Abfluß zu der außer des Hofes liegenden Roäde“. Hier fanden wir alle Möglichkeiten für den Betrieb unserer „Puttkemühlen“. Die Rötekuhle lieferte seinerzeit nur noch klares Wasser für das Bleichen der Wäsche und der langen Leinenbahnen (Laken). Dieser Teich ließ sich auch von uns als Freibad nutzen.

Die Einfriedigung des Hofes bestand aus einer Mauer, die aus Bruchsteinen roh aufgeschichtet und mit Lehm als Mörtel verarbeitet war. Nur an einer Stelle befand sich noch ein alter, aus Reisig und Dornen geflochtener Zaun, der aber mit der Zeit durch eine feste Mauer ersetzt wurde.

Aber nun zur eigentlichen Aufgabe!

Wenden wir uns zunächst dem „alten Hause“ zu, das um die Mitte des 18. Jahrhunderts von Berend Hinrich Stickdorn oder Ottensmeier und Trin Ilsabein Richters erbaut wurde. Das Haus, je nach Bedarf als Leibzuchthaus (Altenteil) oder Heuerlingshaus gedacht, war noch mit Stroh gedeckt, aber zu meiner Zeit schon nicht mehr bewohnt. Es diente zwar noch als Heu- und Strohspeicher, aber in den Wohnräumen waren nicht mehr verwendete  Flachsverarbeitungsgeräte, Flachsbündel, Hede und Flachsabfälle (Schiebe) gestapelt. Auch die Stallungen wurden, wegen ihrer Entfernung zum Haupthaus, selten belegt. Lediglich im Winter waren hier die während des Sommers vom Schäfer betreuten eigenen Schafe untergebracht. Auf der aus Lehm gestampften Deele standen die Wagen und Ackergeräte, die nur ausgeräumt zu werden brauchten, wenn während der Herbstmanöver die Militärpferde hier Quartier bezogen.

Das „äole Hius“ war ein Durchgangshaus mit einer zweiteiligen, der großen „Nihndüa“ gegenüberliegenden „Obandüa“. Die Nihndüa war hier, im Gegensatz zu der vierteiligen großen Einfahrtstür im „rechten“ großen Hause, an der einen durchgehend, während die andere Seite zweigeteilt war. „Oben „ im Haus lagen die Wohnräume. Sie waren auch hier, wie in den meisten Wohnhäusern, nach Süden gerichtet – an jeder Seite der Deele zwei Räume. Im Anschluß an die Zimmer befand sich dann als Überleitung zu dem Stall an jeder Seite noch eine Häcksel- oder Futterkammer. Bei manchen Häusern dieser Art waren in der Verlängerung des Stalles an der einen Seite oder auch an beiden Seiten der großen Deelentür noch Ställe vorgebaut. Das Haus war so angelegt, saß es auch von zwei Familien bewohnt werden konnte. Für die Kellervorräte, die aus wenig Kartoffeln und Rüben und ein paar Töpfen oder Fässern mit Sauerkraut und Schnittbohnen bestanden, war auf jeder Seite ein Raum, entweder die Stube oder die Schlafkammer, unterkellert. Der Keller war nur durch eine Kellerklappe von dem betreffenden Raum aus zu erreichen. Er war so niedrig, daß man nur in gebückter oder kriechender Stellung dort werken konnte. Die Kartoffeln und Rüben wurden durch ein Kellerloch von draußen oder von der Deele her in den Keller gerollt.

Über den Wohn- und Wirtschaftsräumen und Stallungen bargen niedrige Bühnen und „Huiln“ (offene Bühnen) die Korn- und Fleischvorräte sowie  Futtermittel und Brennholz für den Winter. – Wir Kinder mieden Bühnen und Balken (Boden) in diesem nun schon länger unbewohnten Haus; denn hier hatten nicht nur Eulen und Käuze ihre sicheren Schlupfwinkel, den hier hausten auch „Elk“ (Iltis) und „Moadakadden“ (Marder) nach der Heimkehr von ihren nächtlichen Beutezügen. Neben ein paar Schweinen und Hühnern verfügten die Heuerlinge meistens auch über eine Kuh, die in den Sommermonaten auf Wegen und Feldrainen gehütet werden mußte.

Bevor wir nun das „rechte Haus“, den Mittelpunkt des Hofes, betreten, bleiben wir vor der großen Deelentür, der „Nihndüa“, stehen und lesen, was unsere Großeltern in den eichenen Türbogen mit seinem bunten Rankenwerk für sich und kommende Geschlechter einschnitzen ließen: „Im Jahre 1857 den 18ten Juli haben Johann Heinrich Christoph Ottensmeier und Anne Marie Charlotte Wilhelmine Sandmanns dieses Haus durch Gottes Hülfe bauen lassen + Ach Gott dieses Haus bewahr + Für Feuerschaden und gefahr + Für aller drohender gefahr + laß es in deiner obhut stehen + und laß jeden Bewohner dieses Hauses auf deinen Wegen gehen“. Dieser Türbogen sah Generationen gehen und kommen.

Wo sind sie geblieben, die dieses Haus bauen ließen? –

Durch diese, wie zur Erntezeit weit geöffnete Tür trug man sie hinaus zu dem mit vier Pferden bespannten Leiterwagen und brachte sie zur letzten Ruhe auf den Gohfelder Friedhof. Die nächste Generation verließ das Haus auf dem gleichen Wege. – Die Jungen Brautpaare blieben, bevor sie am Hochzeitstage von ihrem Erbe Besitz nahmen, einen Augenblick unter dem mahnenden Hausspruch der Ahnen stehen, und sie blickten sinnend nach oben, wenn sie ihre Kinder „auf ihres Lebens ersten Gange“ geleiteten: „.... und laß jeden Bewohner dieses Hauses......“ – Möchten alle die rechte Tür zum Himmel gefunden haben und auch in Zukunft finden!

Durch die große, gleichmäßig gevierteilte Tür betreten wir die mit Klinkern gepflasterte  Deele. Es herrscht eine gleichmäßige Helle, die beiden oberen Flügel der „Nihndüa“ sind geöffnet. Das geschieht immer bei einigermaßen gutem Wetter, denn die beiden kleinen Fenster zu beiden Seiten der Tür verbreiten allein nur schwaches Dämmerlicht. zwei ausgesparte Scheiben sichern den Aus- und Einsflug der Tauben und Schwalben bei geschlossenen Türen. Die vier Flügel der Tür werden mit Holzschiebern an den herausnehmbaren Querriegel, dem „Bolten“, angeschlossen. Besonders bei älteren Häusern versieht der senkrechte „Düastänna“, der ebenfalls herauszunehmen ist, diese Aufgabe.

 

Auf der Deele, auf der früher das Korn ausgebreitet und mit dem Dreschflegel ausgedroschen wurde, stehen die Häckselmaschine und die Dreschmaschine. Beide werden mit dem pferdebespannten Göpel, der hinter dem Hause liegt angetrieben.

 

Der großen Tür gegenüber liegt das Kammerfach, der Wohnteil des Hauses. Vor den Wohnräumen ist die Deele nach Osten hin zur „Iutlucht“ oder „Luchtort“ zur Erhellung der „oberen“ Deele erweitert. Doch davon ist später noch zu sprechen.

 

Zur Stube ist eine Schwelle, der „Szüll“, zwar nicht so hoch wie bei den Ställen, zu überwinden. Die Wohnräume sind unterkellert und liegen alle etwas höher als die Deele, deshalb geht man hier auf die Stube und auf die Kammer, Während man bei den an der Deele liegenden Kammern, deren Lehmfußboden tiefer liegt, in die Kammer geht. – Der Fußboden der Stube besteht aus breiten eichenen Dielen, die grauem Sand kunstvoll bestreut sind. An Sonn- und Feiertagen verwendet man weißen Sand. Vorn am Eingang steht der dreistöckige eiserne Ofen, in dem auch das Essen gekocht wird. Oben auf dem Ofen lagen zur Herbstzeit die in Holzstöcke gespannten Gänseflügel zum Trocknen. Diese „Fittke“ wurden als Handfeger verwendet. Während der Wintermonate stand dort fast ständig eine ausgehöhlte Runkel mit „braunem Zucker“, die uns den notwendigen Hustensaft lieferte. „Achtern Oben“, in Wirklichkeit neben dem Ofen, standen zwei Lehnstühle, die gerade soviel Zwischenraum ließen, daß die alte, geschnitzte Kinderwiege Platz hatte und von einem der „Altenteiler“ bei Bedarf in Bewegung gesetzt werden konnte. An beiden Hofwänden stand je eine lange Bank, die zu Zeiten der Spinnstube den eigenen und benachbarten Spinnern genügend Platz boten. Dabei wurden die beiden Tische raumsparend an die Wand geklappt. Wir hatten später auch einen vierbeinigen Tisch, so daß die Klapptische nur noch bei besonderen Anlässen benutzt wurden. Über dem Raum schwebte der „Luchthaken“, der als Wandarm mit der etwas kümmerlichen Petroleumlampe nach Bedarf hin- und hergeschoben wurde. Bei Tage viel das Licht durch fünf Sprossenfenster, die allerdings nur zum Teil zu öffnen waren, in die Stube. Auf der längeren Bank stand etwa alle drei Wochen für zwei Tage der etwa vier Meter lange Backtrog. Ihn hatte der Urgroßvater bei seiner Einheirat im Jahre 1789 aus Exter mitgebracht. Aus einem Ende des Birnenbaumes waren zwei gleiche Tröge ausgehöhlt worden. – Im Winter wurde je nach Bedarf das Schweinfleisch im „Teigtrog“ eingepökelt.

Über den Lehnstühlen hinterm Ofen hing das „Molkenschapp“, ein Schrank, in dem die Milch in Setten oder Näpfen der Verwertung entgegenreifte. Aber auch der tägliche Aufstrich und Aufschnitt wurden hier vor Fliegen sichergestellt. Daneben hing noch ein kleiner Tassenschrank, in dem auch der „Päcksken“ für den „Kaffee seinen Platz hatte. Neben einem kleinen, in die Wand eingelassenen „Schapp“ für allerlei, was aus der Hand gelegt werden mußte, so auch Schuhbürsten, Wichse und Lederfett, war da nur noch der hohe Uhrkasten, in dem die alte Pendeluhr bedächtig tickte und die guten und weniger guten  Stunden im Leben der Hausbewohner anzeigte.

Von der Stube führte eine Tür auf die Kammer, die „rechte“ Kammer, die mit der eichenen Aussteuer meiner Großmutter aus dem Jahre 1852, wie dort zu lesen war, ausgestattet war. Die Bettstelle war zwar kein eigentliches Himmelbett mehr, da der Himmel fehlte, aber am Kopfende befand sich noch die mit zwei Schiebetüren versehene Kopflade mit der „hohen Kante“. Es machte uns Kinder immer ein besonderes Vergnügen, wenn wir bei unseren Großeltern oder später bei unserem „Hoppa“ schliefen, das sich neben dem Bett befindliche „Lett“ zu öffnen oder gar zur Deele durchzusteigen. Von hier aus waren Vieh, Knechte und Mägde auch in der Nacht bequem zu überwachen und notfalls durch eine besondere Tür zur Deele auch schnell zu erreichen. Gewiß waren Bettstelle und Kleiderschrank nicht zu entbehren, aber vielleicht war der eisenbeschlagene Koffer doch das wichtigste Stück der Einrichtung dieses Hauses. Hier bargen die Frauen ihre Schmucksachen, sofern sie über Korallenkette, den Bernsteinhalsschmuck hinaus noch welche besaßen. Der wertvollste Schatz dieser Truhe aber waren die schweren, selbstgesponnenen  und selbstgewebten  Lakenstücke, das Leinen, aus dem alle Wäschestücke und auch die meisten Kleidungsstücke gefertigt wurden. Nur selten fanden größere Mengen Gold- oder Silberstücke hier ein sicheres Verwahr.

Von der Kammer führte eine zweiteilige Tür nach draußen. Auch über dieser Nottür mahnte  ein in den Riegel eingeschnitzter Spruch: „Wach auf o Mensch, vom Sündenschlaf + ermuntere dich verlornes Schaf + und bessre bald dein Leben +“.

Eine vierte Tür führte von der Kammer zur „lüttken Stoben“. Gewiß deutete die „lüttken Stoben“ oder „Voßuidenstoben“ (Besuchsstube) auf einen gewissen Wohlstand hin, doch wurde bei uns wie in den meisten Bauernhäusern dieser Raum als Schlafzimmer genutzt. Solange die „rechte Kammer“ noch von meinen Großeltern in Anspruch genommen wurde, schliefen hier meine Eltern; später wurde sie Kinderschlafzimmer.

Zum Leidwesen meiner Eltern war die „lüttken Stoben“ nicht unterkellert, zumal man den Kellerraum hätte gut verwenden können, Aber besonders nachteilig machte sich die Feuchtigkeit in diesem Zimmer bemerkbar. Die Keller unter den beiden anderen Räumen waren zwar nicht mehr so niedrig wie die im „alten Hause, aber man tat doch gut, den Kopf demütig zu senken. Neben den gelagerten Kartoffeln und Rüben standen hier die Töpfe mit  Sauerkraut und Schnibbelbohnen. Auf Tragebrettern an der Wand wurde das Brot gelagert. Der Keller war über eine Steintreppe von der Iutlucht her zu ereichen. Kellerfenster gab es nicht. Die Luft- und Lichtlöcher waren mit Eisenstäben gesichert. Im Winter wurden sie mit Strohbunden oder mit Stallmist gegen Frost gesichert.

Über dem Kellereingang führte die Treppe zu den „rechten“ Bühnen. Sie sind abschließbar. Hier lagerte das ausgedroschene Korn, aber auch die Wurst und Fleischvorräte hatten, wenn sie im Wiemen ausgeräuchert waren, hier ihren sicheren Platz. An sonstigen Vorräten lagen hier unter Verschluß Mehl und Schrot, die vom Holzschuhmacher an Ort und Stelle auf lange Sicht angefertigten Holzschuhe und die vom Vater gebundenen Reiserbesen. Hier standen in langer Reihe die Töpfe mit Birnenkraut und Zwetschgensaft und vor allen Dingen die Kruken mit dem wertvollen Rüböl. Wir Kinder gingen gern mit auf die Bühne, um den Sack aufzuhalten, wenn Vater Roggen einschaufelte für ein „Bäckt“ zur Mühle, und wir erbten dabei, wenn nicht einen Apfel, so doch eine Bratbirne oder eine getrocknete Pflaume.

 

Während viele Bauerndeelen, besonders die längeren, nach beiden Seiten zu „Iutlucht“ erweitert waren, hatte unser Haus nur von einer Seite diese Lichtzufuhr. Bei uns hieß diese Ausweitung die „Holtstih“, weil dort früher das Brennholz zerkleinert und in kleineren Mengen greifbar aufbewahrt wurde. Neben den großen Fenstern mit den kleinen Butzenscheiben führte wieder eine zweiteilige Tür nach draußen. Hier baten die Erbauer mit folgendem Spruch um Gottes Schutz für das Haus und seine Bewohner: „Du Hüter Israels habe Acht auf dieses Haus + und gehe doch mit uns in Gnaden ein und aus und nimm es unter deinen Schutz +“. Hier in der Iutlucht stand auch die zweiteilige Anrichte aus dem Jahre 1818, die bunte irdene Schüsseln und Teller und Kupfer- und Zinngeschirr zeigte oder im Innern verbarg. – Am Eckpfosten zur eigentlichen Deele war der „Kahnstuhl“ angebracht. Mit ihm wurde pumpenartig das Auf und Ab der Butterkirne erleichtert.

 

Die andere Seite der Iutlucht war, wie bereits angedeutet, durch eine Wand von der Deele getrennt, hatte aber sonst die Eigenart der Iutlucht behalten. Wir nannten diesen Raum Küche, während er eigentlich nur Waschküche war, wie die „Waskort“ in den Häusern mit der nicht abgetrennten doppelseitigen Iutlucht. Auch hier führte eine zweiteilige Tür, die „Szäotdüa“, nach draußen. Hier mahnte der Spruch: „Wer ein- und ausgeht durch die Tür + der soll bedenken für und für + daß unser Heiland Jesu Christ + die rechte Tür zum Himmel ist“. Neben der Tür hatten wir auch hier wieder die großen Fenster mit den kleinen bleiverglasten Scheiben. Unter den Scheiben befanden sich allerdings kleine Holzklappen („Letts“), die zu öffnen waren, und deren Bänke man bei Bedarf zum Abkühlen der Speisen benutzte. Fast den ganzen Raum an der Wand zur Stube hin nahm der große „Sparherd“ mit drei Kochstellen von verschiedener Größe ein. Hier kochte unsere Mutter auch  wohl im Sommer das Essen, aber vor allen Dingen wurde hier, für uns Kinder leider zu selten, Pfannkuchen und Pickert gebacken. Die große Brennstelle war für den Schweine- und für den Wäschetopf bestimmt. Vollbesetzt war natürlich der Herd beim Schlachten, wenn Stippgrütze, Blutwurst und Wöpkenbrot gekocht wurde. Speck, Schinken und Mettwurst kamen zu ihrer Zeit in den Wihmen unter der Küchendecke und verblieben dort solange im Rauche, bis sie allen Anforderungen entsprachen und auf der Bühne hinter Schloß und Riegel gebracht wurden. Für den Sofortverbrauch holte sich Mutter mit Hilfe des in einen langen Stiel geschlagenen Brotmessers eine Wurst aus dem Wihmen heraus und fing sie in der „Schlibbn“ (Schürze) auf. Im Herbst stand in der Küche die schwere Obstpresse, und in dem großen, kupfernen Kessel wurde Birnenkraut und auch Pflaumenmus gekocht. Neben der Küche lag die Küchenkammer, die in der Hauptsache als Futterkammer diente. Sie war von geringerer Höhe, da über ihr noch eine von der Deele erreichbare Bühne lag. Küche und Küchenkammer werden später zu einer Wohnküche vereinigt und machten damit eine „lüttken Stoben“ überflüssig.

Sehen wir uns nun aber einmal etwas eingehender auf der Deele um. Ihre Größe und Höhe ist dadurch bedingt, daß man die gesamte Ernte mit dem hochbeladenen Leiterwagen ins Haus fuhr, um sie dann durch die beiden Luken auf den von gewaltigen Balken getragenen Boden (Balken) zu packen. Abgeschirmt wird dieser Boden von starken Eichensparren, die durch die „Hahnenhölder“ und die kürzeren „Kuiken“ verbunden sind.

Das in der Zeit, als starke Männer noch das Dreschen mit dem Dreschflegel („Flegan“) besorgten, eine große Deele nötig war, deuteten wir schon an. Aber auch die Dreschmaschine, zunächst noch mit dem Pferdegöpel, später mit dem Elektromotor angetrieben, und die mit der Hand betriebenen Kornreinigungsmaschine oder Wehmühle („Waiggemühln“) benötigten die große Fläche. Ein besonderes Ereignis war es für uns, wenn Vater die Deele ganz ausräumte, seine hölzerne Wurfschaufel nahm, um nach alter Methode das als Saatgetreide benötigte Korn mit großem Schwung über die ganze Deele hinweg warf. Kaff und Spreu blieben beim „Woabn“ vorn liegen, während die besten Körner bis vor die Nihndüa flogen. – Die Deele war aber auch der Feierraum des Hofes. Hier fanden die Leichenfeiern statt, wobei der Sarg unter der obersten Bodenluke stand und zur Seite die langen Deelenhandtücher vom Balken bis zur Erde hingen.

Aber blicken wir nun auch in die Räume an der Deele! Von der Iutlucht her folgte an der Ostseite die Kammer der Magd, „Luidenskahman“. Ihr Lehmfußboden lag tiefer als die Deele, und so ging man hier eben in die Kammer. Ein einfaches Fenster mit zwei „Letts“ brachte Licht und Luft in den einfach eingerichteten Raum. Daß dieser Raum in der Reihe der Wirtschaftsräume und Ställe lag, bedeutete keine Abwertung, sondern auch hier war die Verbindung mit dem Vieh vordringlich. Dieser Kammer folgten nach „unten“ hin die Häckselkammer für das Kuhfutter, ein Schweinestall und dann der Kuhstall. Die Kühe hatten den Blick frei auf die Deele und wurden auch von der Deele aus gefüttert. So konnte man auch sofort feststellen, ob im Kuhstall alles seine Ordnung hatte. Waren die Kühe gefüttert, so wurden die Klappen zugeschlagen. Hinten im Kuhstall, fast noch über den Kühen, befand sich der kümmerliche „Hühnerwihmen“. Er wurde später auf die „Huiln“ verlegt.

Gegenüber dem Kuhstall lag der Pferdestall, der für zwei Pferde Platz bot. Die Pferde hatten ihre Krippen nicht zur Deele hin, sondern sie wurden von der Schneidekammer aus gefüttert. Hier in der  „Schnuikahman“ oder auf der darüber liegenden  Bühne wurde früher das Futter für die Pferde mit der Handschneidelade gehäckselt. Über den aus Sandstein gehauenen Pferdekrippen waren Raufen angebracht, aus denen die Pferde, wenn sie zur Nacht abgefüttert waren, ihr Heu zogen. Ein ebenfalls aus Sandstein gefertigter „Pferdekump“ speicherte das notwendige Trinkwasser. Unsere Pferde meldeten durch Anklopfen mit dem Vorderhuf an die Stalltür, wenn ihnen das Futter ausgegangen war. Hier in der „Schnuikahman“ schlief auch der Knecht in seinem „Duttk“, einem aus einfachen Brettern gezimmerter Bettkasten. Sein Bett hatte natürlich, wie alle anderen Betten des Hauses, Strohunterlage, die jeden Morgen frisch aufgeschüttelt wurde. Zwischen der bereits erwähnten Futterkammer neben der Küche und der Schneidekammer befand sich noch ein zweiter Pferdestall, der bei uns aber durchweg als Kälberstall benutzt wurde.

Während sich über allen Ställen und Räumen Bühnen mit Türen befanden, lag über dem Kuhstall die halboffene „Huiln“, die meistens Kurzstroh oder „Mucksel“ zum baldigen Verbrauch als Streu  barg. Hier und in einem langen Nesterkasten über den Kuhkrippen auf der Deele hatten die Hühner Gelegenheit, ihre Eier abzulegen. Die Glucke mit den kleinen Küken fand für die ersten Wochen in einer Ecke in unserer Stube ihre sichere Unterkunft. – Die „Huiln“ hatte keine Fenster, sonder sie erhielt wenig Luft und Licht durch kreuzförmige Luftlöcher, wie sie auch im Kuhstall und in den Schweineställen vorhanden waren. Sie wurden im Winter mit Stroh verstopft. Lediglich den Pferden billigte man abgesicherte Fenster zu. – Bevor wir nun das Haus verlassen, werfen wir noch einen Blick zu den Taubenschlägen, die auf dem „Luchtstrang“ und an den Balken angebracht sind und den sich auf alten Holzschuhen befindlichen Rauchschwalbennestern. Tauben und Schwalben waren im Allgemeinen gern gelitten, wenn sie sich auch gegenüber dem neben dem Pferdestall hängenden Pferdegeschirr, nicht immer sauber benahmen. Währen oben neben der Nihndüa Tauben und Schwalben ihre Ausflugslöcher finden, haben auch der Hofhund und die Hühner unten neben der Tür ihre getrennten Ausgänge.

Und nun noch ein Gang zum alten „Schoppen“ von dessen Bauherrn und Baujahr keine Inschrift berichtet. Aber die Bauart und die getunten (gezäunten) Lehmwände berechtigen uns dazu, das Baujahr einige Jahrzehnte vor dem Baujahr des „rechten Hauses“ zu suchen. Auch hier handelt es sich um ein Vierständerhaus, das vier tragende Ständerreihen hat. Zweiständerhäuser, bei denen die Stallungen „angekippt“ sind, finden wir in unserer Gegend nur noch ganz selten. Dagegen stehen auf dem Bauernhof Nagel auf dem Höfen, dem größten Hof der Bauerschaft Bischofshagen und der Gemeinde Gohfeld, mehrere Dreiständerhäuser. Entweder liegt bei diesen Häusern die Deele an der einen Seite des Hauses und die gleich hohen Stallungen mit Bühnen an der anderen Seite, oder aber die Stallungen sind an der Deelenseite in der Verlängerung des Dachabfalles angekippt („Kübbnge“). In unserem Schoppen befand sich auch eine Deele, die das Einbringen von Stroh und Schlagholzbündeln („Wuipen“) zur Lagerung auf dem Balken ermöglichte. Von der Deele hatte man auch Zugang zu den drei Schweineställen, über denen auch wieder Bühnen mit allerlei Gerümpel lagen. Wir hatten nicht gern etwas mit ihnen zu tun, da sie wie auch die Ställe nur durch je ein keuzförmiges Loch, das im Winter mit einem Strohwisch verstopft wurde, notdürftig erhellt waren. Auf der Schoppendeele hatten die „ausgeschirrten“ Wagen, Wagenbretter und Wagenflächten, Ernteleitern und sonstiges Wagenzubehör ihren Platz. Eine durchgehende Wand trennte den Schoppen vom „Backs“, das sich unter dem gleichen Dach befand. Der Backofen, aus Ziegelsteinen gebaut und mit einer dicken Lehmdecke abgesichert, lag in der Backskammer, in der man auch das Brot hätte zubereiten können. Hier aber war Vaters Handwerkskammer. Während er den Backofen heizte und versorgte, verfertigte er unter Ausnutzung der aus dem Ofenmund strahlenden Hitze die unentbehrlichen Reiserbesen und „biete“ (erwärmte) und zog Forken- und Schaufelstiele, „Harkentwieln“ und Gaffeln (Holzgabeln). Über dem Backofen lagen die dicken „Spliedan“ (Spaltholz) zum Trocknen, um zur Verfeuerung im Backofen und im Haushalt bereit zu sein. Aus dem eigentlichen „Backsbalken“, den Vater von niemand gern besteigen ließ, lag das Nutzholz für Wagen und Wagenräder und die „Helfe“ für Äxte und Hacken. Hier lagen aber ständig  auch   ausgetrocknete und ausgelagerte Eichenbretter bereit, die beim Eintreten eines Todesfalles, oft sogar an Ort und Stelle, zum Sarg verarbeitet wurden.

Es ist übrigens eigenartig, daß lediglich Backs und Schoppen von außen verschließbar waren, während das Wohnhaus nur von innen „zuzuhängen“ und zu verriegeln war. Diebe fürchtete man augenscheinlich nur in der Nacht. Die Sicherung der Haustür von innen erfolgte mit einem Holzschieber oder mit dem „Inwürpel“. Die Türen wurden sonst mit Klinken, die Ställe mit „Krecken“ (Holzknebeln) geschlossen.

Beim Bau des Fachwerkhauses wurde durchweg hofeigenes Eichenholz verwandt. Oft mehr als ein Jahr lang hatten Zimmerleute und Hofgesinde an der Sägekuhle zu sägen und die Bäume zu behauen. Ständer und Riegel wurden verzapft, mit dicken Holznägeln („Tabben“ und „Tobben“) vernagelt und mit der auf der Grundmauer liegenden Grund und dem ebenfalls durchgehenden Luchtstrang aufgerichtet. Daß hierbei und bei dem Aufbringen der schweren Balken und Sparren alle starken Nachbarn und Verwandte gebraucht wurden, versteht man am besten, wenn man sich einmal diese Balken und Sparren ansieht. Umsonst nannte man das Richtfest nicht „Hiusbüange“ („Haushebung“). Während im Heuerlingshaus und im Schoppen „tunte“ Wände die einzelnen Fächer ausfüllten, waren im „rechten“ Hause die Wände mit Lehmsteinen ausgemauert und weiß getüncht. Die  Decken  über den  Wohn-  und   Schlafräumen sowie über den Ställen und Wirtschaftsräumen waren „Wellerdecken“. Holzspeilen („Wellerspuiln“) waren, mit lehmgetränktem Langstroh umwickelt, nebeneinandergelegt und unten und oben mit Lehm glatt verstrichen. Lediglich die Kornbühnen im Kammerfach waren darüber hinaus  mit einer Gipsschicht überzogen und die Bühne für das Pferdehäcksel überdielt.

Der Dachbalken war locker mit Bohlen und Brettern belegt, das Dach mit Ziegeln und Strohdocken gedeckt und die Giebel senkrecht mit Dielen versehen. Auf den Giebelspitzen mancher älteren Häuser thronte weithin sichtbar eine geschnitzte Holzsäule, der Geck, wie beim Niedersachsenhaus die gekreuzten Pferdeköpfe. Beide Zeichen dürften heidnischen Ursprungs sein und als Bannmale gen böse Geister gelten. – Da neben der Wohnstube nur die Küche geheizt werden konnte, verfügte das Haus auch nur über einen Schornstein.

Die beiden ältesten Häuser, das Heuerlingshaus und der Schoppen, sind der Zeit zum Opfer gefallen und abgebrochen worden. Das eigentliche Bauernhaus aber hat weit mehr als ein Jahrhundert Wind und Wetter standgehalten. Doch hat es sich den Anforderungen der modernen Zeit und ihrer Wirtschaftsführung beugen müssen. Im Jahre 1905, als das alte Heuerlingshaus abgebrochen wurde, errichtete man im Anschluß an den Pferdestall an der Westseite des Wohn- und Wirtschaftshauses einen für die damaligen Verhältnisse  modernen Stallanbau, in dem nun das gesamte Vieh untergebracht werden konnte Arbeitkräftemangel und weitere Rationalisierung zwangen dann im Jahre 1937 zum Bau einer Kornscheune, die in Verlängerung des Stallbaues aufgeführt wurde. Die Kornscheune läßt heute die große Hausdeele und den geräumigen Hausbalken fast überflüssig erscheinen. Die Iutlucht wurde durch ziehen einer verglasten Trennwand zum Flur, wie er schon bei verschiedenen größeren Bauerhäuser jener Zeit gleich mit eingeplant wurde, umgestaltet. Der Einfluß auf die Sauberkeit der Wohnräume ist einleuchtend. Auch die Wohnräume sind weitgehend modernisiert. Der „Wittkequas“ und der bläuliche Kalkanstrich sind von der Tapete verdrängt. Die Petroleumslampe übergab ihre Aufgabe der elektrischen Glühbirne. Selbst die alten eichenen Möbelstücke haben einer modernen Einrichtung Platz gemacht, und dort, wo einst Sand gestreut wurde, liegen jetzt auf poliertem Fußboden schwere Läufer und Teppiche. – Aber wird ein mehr als hundert Jahre altes Bauernhaus den Anforderungen, die man heute an ein modernes Wohn- und Wirtschaftsgebäude stellt, noch gerecht? – Diese Frage wird man wohl kaum positiv beantworten können. Und wenn man dann den Zahn der Zeit mit in Rechnung stellt, dann sieht man, so leid es uns tut, daß die Tage des schwarz-weiß gefächerten Bauernhauses gezählt sind. Ein weiterer größerer Verlust für unsere heimische Landschaft!