"Der Ottenshof auf dem Stickdorn und seine Bewohner"

Dem Andenken meiner lieben Mutter Johanne Ottensmeyer 
und als Dank an alle Ottensfrauen

von Heinrich Ottensmeier

 

  Wenn ich hier über die Geschichte des Ottenshofes auf dem Stickdorn und der mit diesem Hof verbundenen Menschen schreiben will, so tue ich das im besonderen Andenken an meine Mutter Johanne geborene Böndel, da eigentlich von ihr, vielleicht unbewußt, die Anregung ausgegangen ist. Sie und ihr Schwiegervater Heinrich Ottensmeyer haben uns Kinder mit ihren Erzählungen soviel unvergeßliches Volksgut und lebendige Familiengeschichte vermittelt, daß wohl der ganze Geschwisterkreis, und hoffentlich auch ihre Familien, davon zehren. Darüber hinaus aber war es unsere Mutter, die auch rein äußerlich dafür sorgte, daß die alten Familienakten nicht gänzlich unter die Räder kamen und nicht der Vernichtung anheim fielen. Vielfach waren es mehr oder weniger lose Prozeßakten, die zum großen Teil schon vom Zahn der Zeit und von den Mäusen angefressen waren, die sie mir eines Tages in einem Sack überreichte mit dem Auftrage, sie durchzusehen und zu sichten, das Brauchbare zu ordnen und zu erhalten und das Wertlose aber zu vernichten.

 

Türbogen des Ottenshofes, Bischofshagen Nr. 26

 
  Bei der Sichtung dieser Akten, die, wie gesagt, auf der Bühne herumlagen, ist mir viel Interessantes unter die Augen gekommen, und es wurde mir Anregung, mich besonders mit meinem Elternhof und seiner Geschichte und mit den Lebensschicksalen seiner Bewohner zu beschäftigen. Zunächst habe ich, schon vor Einbruch des "Dritten Reiches", eine ausführliche Ahnentafel erstellen können.  
     
  An vielen Nachmittagen bin ich mit dem Fahrrad durch die Gegend gefahren und habe stundenlang in den Kirchenbüchern von Gohfeld bis Bergkirchen, von Herford bis nach Enger, von Exter bis nach Schnathorst und von Eidinghausen bis nach Bünde geblättert und gesucht.  
     
  Nun aber denke ich, soll das zusammengefasst werden, was ich seit Jahren, auch in verschiedenen Veröffentlichungen in Zeitungen und Heimathefen, zusammengetragen habe. Es soll keine lückenlose und rein chronologische Geschichte werden, doch meine ich, allen Abkömmlingen des Hofes mit dieser Zusammenstellung Leben und Wirken unserer Ahnen näherzubringen, um sich ihrer dankbar  erinnern zu können. Zum anderen aber möchte allen bewußt werden, daß die Familie die wichtigste Gemeinschaft des Staates ist und bleiben soll.  
     
  Möge darüber hinaus jedes Familienglied erkennen, daß er ein Ahnherr oder eine Ahnfrau ist und sich auch vor kommenden Geschlechtern zu verantworten hat.  
     
  Durchweg stehen bei der Geschichte eines Hofes die Männer im Vordergrund, obwohl in früheren Zeiten nicht ihr Name ausschlaggebend war, sondern der Hofname Vorrang hatte. Aber nicht nur mein Leben selbst hat mich die überragende Bedeutung der Frau und Mutter erkennen lassen, sondern auch die Hofgeschichte legt davon Beweis ab. Und darum sie dies ein Dank an meine Mutter und an alle Ottensfrauen der Vergangenheit und der Gegenwart.  
     
  Löhne-Bischofshagen im Mai 1979  
 

Heinrich Ottensmeier