Der "Stickdorn", ein germanisches Heiligtum?

Aus der Geschichte einer kleinen Druffelsiedlung der Gemeinde Gohfeld 

von Heinrich Ottensmeier

 

  Weißt Du, wo der "Stickdorn" liegt?  
  Die Flur "Auf dem Stickdorn", die heute eine kleine Druffel- oder Gruppensiedlung trägt, ist ein Hügel im südlichen Teile der Gemeinde Gohfeld, jetzt Stadt Löhne, der einen weiten Rundblick in das Land zwischen Wiehen und Osning vermittelt und etwa 160 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Wir erreichen den Stickdorn, wenn wir auf dem Wittel in südlicher Richtung von der vom Freiherrn vom und zum Stein in den Jahren 1799 bis 1801 erbauten Köln-Mindener Straße, der heutigen Bundesstraße 61, abbiegen und dem Hinweisschild "Zur Autobahn" folgen, nach etwa einem Kilometer.  
     
  Dieser Weg, der seinen ehemaligen Hohlwegcharakter noch nicht ganz verleugnen kann, heißt seit alters her die "Knickstraße". Erst nach ihrem Ausbau im Jahre 1896 erhielt sie überörtliche Bedeutung, als die neue "Chaussee" das Dorf Exter über den Stickdorn und den Thran mit der großen Heerstraße verband. Nach der Fertigstellung der Autobahn (A 2) ist die Bedeutung dieser Straße schlagartig gewachsen, da über sie hinweg der gesamte Verkehr aus nördlicher Richtung zur Autobahnauffahrt Exter rollt.  
     
  Wenn wir also hier die starke Steigung des "Knickes" überwunden haben, befinden wir uns auf dem "Stickdorn", nur wenige Steinwürfe weit von der ehemaligen "Waldbühne Wittel" entfernt. Der Rücken des Stickdorn bildet hier die Wasserscheide zwischen Sudbach und Mittelbach, wird aber auch noch von einigen kleinen Quellbachsieken des Brömkensbaches eingekerbt und schenkt daher vornehmlich diesem in westlicher Richtung fließenden Bächlein seine besondere Sympathie und steuerte in der "vorelektrischen Zeit" nicht unerheblich zum "Treibstoff" der im Brömkensbachtal liegenden Mühlen und Wasserräder bei.  
     
  Was kann uns nun der Name "Auf dem Stickdorn" sagen? -  
     
  Im Vorwort zur ersten Auflage seines Buches "Die westfälischen Ortsnamen nach ihren Grundwörtern" schreibt Hermann Jellinghaus u.a.: "Die sicheren Spuren des des heidnischen Kultus sind gering. Mancher Name wird im 9. Jahrhundert umgeformt oder vertilgt sein. Man vergleiche Deuteronomium Kap. 12, V. 2-3: "Verbrennet mit Feuer ihre Haine, und die Götzen ihrer Götter tut ab und vertilgt ihre Namen aus demselben Ort." Weiter sagt Jellinghausen: "Einzelne auf den Kultus bezügliche Namen findet man unter bram, brügge, dere, dorn, dreck, osede, vome, halle, ing, loh, mal, mund, stal, stein, wede."  
     
  Uns soll hier jetzt nur das Wort "dorn" interessieren. Auf Seite 164 dieser Schrift lesen wir dann:
" t o r n, der Turm. Buckthurn in Jöllenbeck bei Löhne 1682, Stückturn, Flur in Bischofshagen bei Löhen 1682."
 
  Ich deutete schon an, daß der "Stickdorn" wegen seiner beherrschenden Lage für eine heidnische Kultstätte mindestens nicht ungeeignet gewesen sein könnte. Die einfache Übersetzung des Namens in "Stechdorn" erscheint mir nicht angebracht, zumal bekanntlich alle Dornen stechen. Aber auch die verschiedene Schreibweise, das werden wir noch mehrfach erkennen, deutet auf "Turm", plattdeutsch "Toan", hin.  
 

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